kommentar: kommunikationsguerilla
: Hohn trifft die Falschen

Eine Aktion, die im Namen der Arbeitsagentur Privatleuten einen hauseigenen Ein-Euro-Jobber anbietet, amüsiert erst einmal. Der Zynismus eines „Kommando Paul Lafargue“ ist bei einer immer größer werdenden Kluft zwischen der arbeitenden und der arbeitslosen Bevölkerung durchaus angebracht. Es fragt sich aber, wen die Aktion eigentlich trifft.

Im „Bekennerschreiben“ wird den Wohlfahrtsverbänden zu Recht vorgeworfen, von der massenhaften Einrichtung von Ein-Euro-Jobs zu profitieren. Mit der Aussicht auf billige Arbeitskräfte war die Hartz IV-Kritik von Caritas und Rotem Kreuz schnell verstummt. Doch die Störaktion richtete sich weder gegen sie noch gegen die Arbeitsagenturen. Letztere wurden durch ein paar Anrufer nicht wirklich von ihren Hartz-IV-Vorbereitungen abgehalten. Die Briefefälscher verhöhnen dafür die Bürger, die in die Falle getappt sind. Nur diesen bringen die Hartz-Gegner Missachtung entgegen und beschimpfen sie als „blöde Arschlöcher“. Naivität lässt sich schlecht vorwerfen und was die Gier nach billigen Arbeitskräften angeht, gibt die deutsche Wirtschaft den Kurs vor. Zudem sind so zukünftige Arbeitslosengeld II-Empfänger verunsichert worden. Es ist zu einfach, nach unten zu treten und nach oben zu kitzeln

NATALIE WIESMANN