Die Fußspuren des Paten

Friedel Neuber hat einen im Schuh: Thomas Fischer

Thomas Fischer (57) ist die fast perfekte Wiedergeburt von Friedel Neuber (taz berichtete). Der legendäre Chef der WestLB verstarb am 23. Oktober – unter anderem als Aufsichtsrat von RWE, TUI, RAG, Bahn, Hapag-Lloyd und als Ehrenpräsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken. Seither tut Fischer alles, damit ihm die großen Schuhe Neubers passen: Erst beerbte der Hobbyboxer den „roten Paten“ als Chef der WestLB, dann als Aufsichtsrat von RWE, TUI und beim Verband der öffentlichen Banken. In dieser Woche wurde bekannt, dass Fischer auch Neubers Platz im Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd einnehmen wird. Zum perfekten Neuberschen Netzwerk fehlen dem Ex-Manager der Deutschen Bank nur noch Bahn und RAG – da darf niemand in die Quere kommen. Auch Jürgen Zurheide nicht.

Weil sich der freie Journalist nach der Beerdigung Neubers in der Stuttgarter Zeitung vom 5. November über Fischers „hellbraune Rindlederschuhe“ am Grab des Nestors ausließ, erhielt das Blatt eine Gegendarstellung von Fischers Anwälten: Selbstverständlich habe der neue WestLB-Lenker zum Geleit schwarze Schuhe getragen. Weil sich die Zeitung weigerte, diese „Belanglosigkeit“ abzudrucken, ging der Streit vors Landgericht Stuttgart.

In Sachen schwarze oder braune Halbschuhe kam die Kammer gestern zu folgendem Ergebnis: Die Gegendarstellung muss gedruckt werden – ob sie stimme oder nicht. Versöhnlicher fiel die Verabredung zwischen den Streitenden aus: Der Streitwert (20.000 Euro) wurde einvernehmlich halbiert, Fischers Anwalt beteuerte, die Gegendarstellung sei mit keiner „Sanktionierung“ des Autors verbunden.

Zurheide ist auch als WDR-Moderator tätig und sitzt mit dem Kommunikationschef des RWE-Konzerns, Volker Heck, im Aufsichtsrat vom Rot-Weiß Essen. Privat fährt er Motorrad und einen Jaguar. Einen schwarzen. CSC