Raubmord der Superlative aufgearbeitet

URTEIL Im einjährigen Indizienprozess um den siebenfachen Mord in Sittensen verhängt das Landgericht Stade gegen zwei Brüder lebenslange Haftstrafen und hohe Haftstrafen für Komplizen

Den Raub gestanden, aber keiner will geschossen haben

Im Prozess um den siebenfachen Raubmord im China-Restaurant „Lin Yue“ im niedersächsischen Sittensen hat das Landgericht Stade die vietnamesischen Brüder Phong und Trong D. C. zu lebenslanger Haft verurteilt. 14 Jahre muss Mittäter Van Hiep V. hinter Gitter. Der Fahrer des Fluchtwagens und der Tippgeber müssen wegen Beihilfe und Anstiftung fünf Jahre in den Knast.

Für das Gericht handelte es sich um einen brutalen Raubmord. Die vier Vietnamesen hatten den Tipp von einer Ex-Aushilfe des Lokals bekommen. Als die aus Bremen angereisten Männer in der Nacht des 5. Februars 2007 im Auto vor dem „Lin Yue“ auf die Schließung des Lokals warteten, sollen sie sich darüber unterhalten haben, ob gleich Menschen sterben werden. Dann habe einer einen Schalldämpfer auf die Waffe geschraubt, für das Gericht ein Indiz für Mordabsichten, bevor die drei Haupttäter das Lokal betraten und das Besitzer-Ehepaar sowie fünf Beschäftigte, die sie zuvor mit Kabelbinder gefesselt haben, teilweise mit aufgesetzten Kopfschüssen hinrichteten. Nur die zweijährige Tochter der Inhabers, Tiana, ließen die Männer am Leben. Beute des Raubmords: 5.000 Euro, zwei Laptops und einige Handys.

Dass die Täter überhaupt vor Gericht gestellt werden konnten, ist dem Zufall geschuldet. 13 Stunden nach der Tat gingen der Polizei zufällig die ersten beiden Verdächtigen bei einer Routinekontrolle ins Netz, als die Polizisten wegen fehlender Papiere ihren Wagen durchsuchten und einen Lageplan des „Lin Yue“ fanden. Später wurden drei weitere Tatbeteiligte ermittelt.

Als Beweise liegen die widersprüchlichen Angaben der Beschuldigten und vor allem DNA-Partikel, Faser- und Schmauchspuren und Handydaten vor. Während des Indizienprozesses gab der Fahrer des Fluchtwagens an, Phong D. C. (31) habe die Schüsse gestanden. In ihren letzten Worten am 106. Verhandlungstag legten die Angeklagten zwar Geständnisse ab, jedoch bekannte sich keiner zu den Schüssen. KAI VON APPEN