Jürgen Rüttgers allein Zuhaus

Nach Arentz, Blömer und Meyer geht Michael Spreng: Nordrhein-Westfalens Oppositionsführer trennt sich von seinem Wahlkampfberater, dementiert aber jeden Streit mit CDU-Chefin Merkel

VON ANDREAS WYPUTTA

Die Geschichte soll sich nicht wiederholen: Geprägt von der CDU-Parteispendenaffäre und seiner Niederlage bei der Landtagswahl 2000 demonstriert Jürgen Rüttgers Entschlossenheit. Jüngstes Opfer: Sein Wahlkampfberater Michael Spreng. Der Ex-Chefredakteur der Bild am Sonntag, der auch den Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber bei der Bundestagswahl 2002 beraten hatte, ziehe sich „aus persönlichen Gründen“ zurück, so die offizielle Sprachregelung der Düsseldorfer CDU-Zentrale.

Spreng, der Rüttgers‘ Team erst im Februar verstärkt hatte, galt parteiintern als Fehlbesetzung. Nicht nur durch Gesichtsausdruck und Körpersprache habe der 56-Jährige klargemacht, dass er Nordrhein-Westfalen als Provinz verachte, klagten Rüttgers-Vertraute bereits: „Der sagt das selbst Journalisten genau so.“ Der Wahlkampfberater, der sich bereits als Kanzlermacher gesehen hatte, tauchte selbst in Düsseldorf nur selten auf, gefiel sich in der Rolle des schweigenden „spin doctors“. Seltsam einsam wirkte Spreng auch bei Wahlkampfauftritten des CDU-Spitzenkandidaten – während Rüttgers etwa im münsterländischen Bocholt redete, saß sein Berater verloren auf einer Festzeltbank und schwieg. Auch zu den Parteispenden- und Filzaffären um den Kölner Landtagsabgeordneten Richard Blömer, den gefallenen Schatten-Arbeitsminister Hermann-Josef Arentz und CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer äußerte er sich öffentlich nicht.

Rüttgers selbst will aber in keinem Fall als innerparteilich isoliert gelten. Berichte, er habe keinerlei Vertrauen mehr zu CDU-Bundesparteichefin Angela Merkel, weil diese zu lange an Meyer festgehalten habe, wies der Spitzenkandidat offensiv zurück. „Es gibt einen engen Schulterschluss zwischen Frau Merkel und mir. Das bleibt auch in Zukunft so“, betont der harmonieorientierte Rüttgers. Alles andere sei „großer Quatsch, den ich nicht einmal dementieren möchte“ – frühzeitig hatte der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende gewarnt, Laurenz Meyers RWE-Affäre könne zur dauerhaften Belastung im Wahlkampf werden.

RWE bemüht sich unterdessen um Entlastung. „Vor dem Hintergrund eines Vorprüfungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Essen“ werde es zunächst keine weiteren Auskünfte zum Fall Meyer geben – von privater Seite war Anzeige wegen Bestechung und Untreue gegen den Energieversorger und Meyer selbst erstattet worden. Die Abfindung in Höhe von 128.000 Euro, die der Ex-Generalsekretär trotz Weiterbeschäftigung erhalten hatte, sei durch „mangelndes eigenverantwortliches Handeln“ bei Meyers Arbeitgeber VEW zu erklären, hieß es entgegen früherer Meldungen. RWE hatte VEW im Jahr 2000 geschluckt.

Nach den Affären Harmonie wünscht sich auch die Partei: „Merkel und Rüttgers werden Seite an Seite in den Wahlkampf gehen“, sagt CDU-Landesschatzmeister Lothar Hegemann: „Zwischen die beiden passt kein Blatt.“