Mehr Technokraten, weniger Warlords

Afghanistans Präsident Karsai reduziert in seinem neuen Kabinett die Zahl der Warlords und die Macht der Tadschiken

DELHI taz ■ Sechs Wochen nach seinem Wahlsieg hat der afghanische Präsident Hamid Karsai am Freitag sein Kabinett vereidigt. Im Gegensatz zur bisherigen Interimsregierung zählt die neue 27-köpfige Mannschaft – darunter eine Frau – bedeutend mehr westlich orientierte Technokraten und weniger Warlords. Die beiden prominentesten unter ihnen, Gul Agha Schersai und der bisherige Verteidigungsminister Mohammed Fahim, müssen abtreten. Fahim wird von seinem Stellvertreter Abdul Rahim Wardak abgelöst. Einziger Kriegsherr ist Ismail Khan als Minister für Energie und Wasser, obwohl er als Gouverneur von Herat von Menschenrechtsgruppen heftig kritisiert wurde.

Ein weiterer prominenter Abwesender ist Junus Kanuni, einst Innen- und später Bildungsminister. Er war im Oktober Karsais wichtigster Wahlkampfgegner. Auch ausscheiden musste Aschraf Ghani, ein Ex-Weltbank-Direktor und bei vielen Afghanen wegen seiner Arroganz unbeliebt. Sein Nachfolger wird der bisherige Zentralbankchef Anwar Ahadi. Weiterhin zum Kabinett gehören Außenminister Abdullah und Innenminister Ahmed Ali Jalali, während der Deutsch sprechende Amin Farhang vom Ministerium für Wiederaufbau in das für Wirtschaft wechselt. Massuda Jalal, die bereits im Präsidentschaftswahlkampf einzige Kandidatin war, wird Frauenministerin. Neu geschaffen wurde das Antidrogenministerium. Karsai erklärte dem Mohnanbau den „heiligen Krieg“ und will Drogenbekämpfung neben Wiederaufbau und der Entwaffnung der Milizen zur Priorität machen. Karsai ließ sich bei der Zusammenstellung seiner Regierung Zeit. Das lag zum Teil daran, dass die Verfassung künftig Minister ohne höheren Schulabschluss oder mit einer anderen als der afghanischen Staatsbürgerschaft verbietet. So werden einige Minister ihre ausländischen Pässe abgeben müssen. Die ethnische Zusammensetzung des Kabinetts ist recht ausgeglichen. Doch Paschtunen, zu denen auch Karsai gehört, leiten die mächtigen Ressorts. Verlierer sind die „Pandschiris“, tadschikische Clans aus dem gleichnamigen Tal, die bisher als Kriegsgewinner 2001 die Macht des Präsidenten einengten. BERNARD IMHASLY