Genforscher bestehen auf Freilandversuchen

GENTECHNIK Anbaustopp für Monsanto-Mais, immer mehr Feldzerstörungen – Wissenschaftler sehen „eine wichtige Forschungsrichtung“ bedroht

BERLIN taz | Deutschlands größter Finanzierer von Forschung an Universitäten fordert trotz massiver Proteste mehr Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. „Ob neue Produkte unbedenklich und wettbewerbsfähig sind, lässt sich nur unter natürlichen Bedingungen im Freiland erforschen“, erklärte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft der Agrar- und Lebensmittelbranche am Mittwoch in Berlin.

Derzeit seien die Rahmenbedingungen zu schlecht: Allein im Jahr 2008 hätten Gentechnikgegner 25 Versuchsfelder zerstört und die Aufgabe zahlreicher Forschungsprojekte erzwungen. „Es besteht die Gefahr, dass damit in Deutschland eine wichtige Forschungsrichtung verloren geht“, heißt es in einem Memorandum der beiden Organisationen.

Von der Politik fühlen sich die Wissenschaftler zu wenig unterstützt. Einerseits hat Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) den kommerziellen Anbau eines Genmaises des US-Herstellers Monsanto verboten, andererseits lässt sie Versuche mit transgenen Kartoffeln und Gerste zu. Die Entscheidungen seien widersprüchlich und „zeigen, dass eine eindeutige, an Sachargumenten orientierte Linie derzeit nicht vorhanden ist“. DFG-Präsident Matthias Kleiner wartet nun auf den runden Tisch, den Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) vorgeschlagen hat. Kleiner hofft, dass die Veranstaltung mit Politik und Wissenschaft am Mittwoch die Diskussion „versachlicht“.

Die Gentechnik ist laut Memorandum nötig, um für eine wachsende Weltbevölkerung genügend Lebensmittel zu produzieren. Außerdem trage sie zur Erzeugung von Agrotreibstoffen bei. JOST MAURIN