Flutkatastrophe im Indischen Ozean

Schwerstes Erdbeben seit 40 Jahren löst verheerende Flutwellen in Südostasien aus. Bislang mehrere tausend Tote. Zahl der Opfer steigt ständig an. Sri Lanka, Indien und Indonesien am schwersten getroffen. Auch Touristenzentren unter Wasser

BERLIN taz ■ Das weltweit schwerste Erdbeben seit 40 Jahren hat im Indischen Ozean eine Flutkatastrophe ausgelöst, der gestern Vormittag in Süd- und Südostasien mehrere tausend Menschen zum Opfer gefallen sind. Von dem Beben, dessen Epizentrum vor der Nordwestküste der indonesischen Insel Sumatra lag, gingen Flutwellen (Tsunamis) aus, die in Indien, Sri Lanka, Thailand, Malaysia und Indonesien tausende Menschen mit sich rissen und eine Spur der Zerstörung hinterließen. Den ganzen Tag über mussten die Schätzungen der Opferzahlen nach oben korrigiert werden. Das Beben erreichte ein Stärke von 8,9 auf der Richterskala. Es war das fünftstärkste Erdbeben, das jemals gemessen wurde.

Neben Küstenbewohnern und Fischern waren auch Touristen betroffen. Wie viele Urlauber ums Leben kamen, war bis gestern unklar. So wurden in Thailand noch mehrere Boote mit Touristen nahe der Urlaubsinsel Phuket vermisst. Die Telefonverbindungen waren unterbrochen.

Allein in Sri Lanka kamen nach Angaben der Behörden etwa 2.400 Menschen ums Leben. Die Regierung erklärte den nationalen Notstand. Etwa eine Million Menschen sollen in dem Inselstaat von der Flut betroffen sein. Die zweithöchste Opferzahl meldete Indonesien mit 1.870 Toten. Am schwersten betroffen war dort die ohnehin vom Bürgerkrieg gezeichnete Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras. In Indien, wo die Zahl der Toten bis gestern auf 2.000 geschätzt wurde, sollen nach Angaben der Caritas in Tamil Nadu 42 Dörfer weggespült worden sein. Selbst auf den über 2.500 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernten Malediven starben noch zehn Menschen. Zwei Drittel der Hauptinsel Male, die nur wenige Meter aus dem Meer ragt, standen gestern unter Wasser. Der Flugverkehr wurde unterbrochen.

Als Reaktion auf die Katastrophe richtete das Auswärtige Amt Krisenstäbe in Berlin und den betroffenen Botschaften in Bangkok, Dhaka, Jakarta und Colombo ein. Unter der Telefonnummer (0 30) 50 00 10 00 wurde eine Hotline eingerichtet. Ob Deutsche unter den Opfern sind, war gestern noch unklar.

Die Reisekonzerne TUI und Thomas Cook sagten alle für die nächsten Tage geplanten Reisen in die besonders betroffenen Gebiete ab. Nach Angaben der Reiseveranstalter sollten Flugzeuge leer in die Katastrophengebiete fliegen, um den dort festsitzenden Reisenden eine sofortige Ausreise zu ermöglichen. HAN

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