„Turin bleibt für mich ein Thema“

Die Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann muss die Saison absagen, will aber 2006 nach Olympia

INZELL dpa ■ Für Rekordweltmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann hat die Zeit zwischen den Feiertagen nicht die erhoffte Weihnachtsüberraschung gebracht. Aufgrund akuter Rückenprobleme musste die dreimalige Olympiasiegerin nicht nur den ohnehin verspäteten Saisoneinstieg bei den Mehrkampf-Meisterschaften der Eisschnellläufer am 29./30. Dezember in Inzell, sondern sogar alle Starts in diesem Winter absagen.

Nachdem die 38-jährige Thüringerin im März bei den Weltmeisterschaften in Seoul mit den Plätzen 4 über 5.000 m und 5 über 3.000 m ihre Comeback-Ziele nach der Entbindung ihres Töchterchens Victoria verpasste, ist damit auch das nächste Etappenziel ihrer langen Karriere passee. Bei der Einzelstrecken-WM in Inzell wollte sie im März kommenden Jahres noch einmal das Siegerpodest erklimmen, auf den langen Distanzen ihren 20. WM-Titel anpeilen.

Kurzerhand hat die Thüringerin entschieden, ihre Laufbahn nun noch um ein weiteres Jahr zu verlängern. Die wichtigsten Sponsoren spielen mit, verlängern ihr Engagement bis Turin 2006. „Ich lasse mich nicht unterkriegen. Turin bleibt für mich ein Thema“, gibt sich Gunda Niemann-Stirnemann zuversichtlich. In Expertenkreisen jedoch regen sich Zweifel, ob sie es bei ihren dann fünften Spielen noch einmal bis auf das Treppchen schaffen kann.

„Wenn es Gunda mit Olympia nicht ernst meinen würde, würde sie nicht ab dem 6. Januar sechs Wochen Rehabilitation am Chiemsee auf sich nehmen“, schwört ihr Ehemann und Manager Oliver Stirnemann. Eher bestätigt sieht sich hingegen Claudia Pechstein, die morgen in Inzell wegen der Nachwirkungen eines grippalen Infekts gleichfalls nicht um den Titel kämpfen kann. „An Gundas Stelle würde ich mir das nicht antun“, hatte die Berlinerin gleich nach Verkündung des Comebacks der langjährigen Rivalin erklärt und dafür herbe Kritiken einstecken müssen. Auch ihr Trainer Joachim Franke ist sich nicht mehr sicher, dass die Erfurterin noch einmal ganz nach vorn kommt: „Gunda ist sehr ehrgeizig und kann von der Kraft her auch im Alter von 39 Jahren mitrennen. Aber es ist auch eine Kopfsache: Früher lief sie locker 4:10 Minuten über 3.000 m, heute läuft sie hinterher. Das ist für sie nicht einfach.“

Nicht nur die deutschen Asse, sondern auch 5.000-m-Weltmeisterin Clara Hughes aus Kanada und die Olympia-Zweite Gretha Smit (Niederlande) haben mit Riesenschritten die Entwicklung auf Gunda Niemanns Spezialstrecken vorangetrieben. Nachdem ihr Claudia Pechstein beide Weltrekorde entrissen hat, ist es für die einstige „Eiskönigin“ sehr schwer geworden, selbst wieder in ihre früheren Traumbereiche zu laufen.