Neue Schmach für Pius XII.

Papst wollte jüdische Kinder nicht an Eltern zurückgeben

ROM dpa ■ Papst Pius XII. hat im Jahre 1946 die Rückführung getaufter jüdischer Kinder an ihre Eltern und an jüdische Institutionen zu verhindern versucht. Während des Kriegs versteckte die katholische Kirche in Frankreich viele jüdische Kinder vor den Nazis und taufte sie. Pius XII. wies seinen Nuntius in Frankreich nach Kriegsende an, die Kinder solchen Eltern vorzuenthalten, „die keine christliche Erziehung gewährleisten können“, so ein Dokument des Vatikan vom 20. Oktober 1946. Jüdischen Eltern, die die Verfolgungen überlebt haben, dürften ihre Kinder nur dann übergeben werden, „wenn diese keine Taufe erhalten haben“. Sein Nuntius, der spätere Papst Johannes XXIII., widersetzte sich aber dieser Anordnung. Papst Pius XII. steht bereits seit Jahrzehnten wegen seines Schweigens zur Judenverfolgung Hitlers in der Kritik von Historikern. Er habe sich öffentlich nicht genügend gegen die Verbrechen gestellt. Dagegen vertritt die Kirche die Haltung, offener Widerstand hätte die Nazis lediglich zu noch grausameren Verbrechen provoziert. (dpa)