DIE NEUEN REGELN FÜR VATERSCHAFTSTESTS DISKRIMINIEREN MÄNNER
: Ein Kuckucksei

Es wäre das Ende der Geheimtests per Schnuller und Babyhaar: Künftig sollen Männer ihr Vatersein nur dann überprüfen dürfen, wenn die Kindsmutter zustimmt – ein Irrweg, den Männervertreter jetzt zu Recht kritisieren.

Eines ist zwar sicher: Vaterschaftstests zerstören Familien, fast unabhängig vom Ausgang. Eben noch fühlt sich ein Mann als geliebter Gatte und stolzer Papa. Ein Testergebnis später erkennt er: Ich bin ein gehörnter Ehemann mit einem Kuckucksbaby im Laufstall. Selbst wenn der Verdacht unbegründet war – der Familienfrieden ist gestört, gerade bei einem offenen Test. Eine Frau dürfte es nicht als Liebesbeweis werten, wenn ihr Partner eher einem Labor traut als ihrem Wort. Und wie innig kann eine Ehe sein, die auf der Annahme basiert: Du belügst mich Tag für Tag?

Und doch fordern die Testverfechter zu Recht die Chance auf Wahrheit. Ob ein Mann lieber vertraut, als zu prüfen, ob er lieber Zweifel erträgt, als sein Vaterglück zu gefährden – das kann nur er selbst beurteilen. Das Recht auf Wissen darf ihm niemand nehmen. Und dieses Wissen soll er auch außerhalb eines Gerichtssaals erwerben dürfen. Schließlich besitzt nicht jeder Mann die Härte, seine (Ex-)Partnerin vor den Richterstuhl zu zwingen. Dies aber wäre nach den neuen Regeln der einzige Ort, wo der Mann auch gegen den Willen der Frau seine Vaterschaft klären kann.

Eine Mutter, die wissentlich den Falschen Alimente zahlen lässt, verdient dabei keinen Gesetzesschutz. Sie kann dies nicht als „Selbstbestimmung“ rechtfertigen. Ihr Recht auf „Datenhoheit“, wie Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) es nennt, endet dort, wo sie die Rechte zweier anderer Menschen massiv beeinträchtigt: das des Mannes, zu wissen, ob er ein Scheinvater ist. Und das des Kindes, zu erfahren, ob es den Falschen „Papa“ nennt. Wie beide mit der Diagnose „Kuckuckskind“ verfahren – ob ihnen Zuneigung wichtiger ist als gemeinsames Erbgut –, das können sie nur selbst entscheiden. Das Recht auf genetische Gewissheit aber sollte ihnen kein Gesetzbuch nehmen.

COSIMA SCHMITT