Rebellenangriff stoppt UN-Hilfe in Darfur

Welternährungsprogramm stellt Hilfskonvois ein. Der lokale Krieg weitet sich auf Nachbarregionen in Sudan aus

BERLIN taz ■ Ein Großangriff der Darfur-Rebellenbewegung SLA (Sudanesische Befreiungsarmee) hat das UN-Welternährungsprogramm WFP zur Einstellung seiner Lebensmittellieferungen in die westsudanesische Bürgerkriegsregion veranlasst. Drei Konvois von insgesamt 70 Lastwagen mit 1.300 Tonnen Lebensmitteln an Bord auf dem Weg nach Darfur wurden vom WFP gestoppt, nachdem die SLA die auf der Route der Lastwagen liegende Stadt Ghubaysh angriff, meldete das WFP am Dienstag. Der Angriff auf Ghubaysh habe Gegenangriffe der Regierungsarmee nach sich gezogen. Die Konsequenz laut WFP: „Rund 260.000 Menschen in Darfur werden ihre monatliche Lebensmittelration nicht bekommen.“

Ghubaysh liegt nicht in Darfur, sondern in der benachbarten zentralsudanesischen Provinz West-Kordofan. Erst am Montag hatte eine bisher unbekannte Rebellenbewegung namens SNMEM (Sudanesische Nationalbewegung für die Beseitigung der Marginalisierung) Angriffe auf sechs Armee- und Polizeistationen in West-Kordofan mit 150 Toten gemeldet. Auch Ghubaysh sei angegriffen worden. Sudans amtliche Nachrichtenagentur Suna bestätigte, dass die Angreifer zahlreiche Gebäude in der Stadt angezündet hätten. Es ist nicht klar, ob dieser Angriff identisch ist mit dem vom WFP gemeldeten.

Die SNMEM trat erstmals kurz vor Weihnachten in Erscheinung, als ihr Führer Ali Abd al-Rahim al-Shandi eine „Blitzoperation“ gegen zwei Ölquellen in Westkordofan mit dem Tod von 120 Regierungssoldaten bekannt gab. Seine Bewegung vertrete 40 Prozent der Bevölkerung Nord- und Zentralsudans und wolle den Krieg in Sudans Hauptstadt Khartum tragen, sagte al-Shandi gegenüber ausländischen Medien. Er wies darauf hin, dass er derselben Stammesgruppe angehöre wie Sudans Vizepräsident Ali Osman Taha, der als führender Hardliner der Regierung in Khartum gilt. Das Auftreten der SNMEM kam zeitgleich mit einer Forderung mehrerer Rebellengruppen aus dem Osten des Sudan an die Regierung, mit ihnen eigene Friedensgespräche zu führen.

So scheint die von internationalen Beobachtern gefürchtete Ausdehnung der bewaffneten Konflikte im Süden und Westen des Sudan auf den Rest des Landes nun im Gange zu sein. Die humanitäre Hilfe für Darfurs 1,85 Millionen Kriegsvertriebene wird dadurch schwieriger. Laut WFP haben Darfurs Rebellen in den letzten beiden Wochen 13 UN-Lastwagen mit Hilfsgütern gekapert. DOMINIC JOHNSON