Kurze Wege zum Gymnasium

SCHULREFORM Regionale Schulkonferenzen stellen ihre Empfehlungen vor: Alle Gymnasien und Grundschulstandorte sollen bleiben. Konflikt um Primarschulen

37 Stadtteilschulen bekommen eine Oberstufe, 20 müssen sich eine teilen

VON KAIJA KUTTER

Die Schulreform gewinnt an Gestalt: Am gestrigen Freitag gab Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) eine erste Übersicht der Empfehlungen der 22 Regionalen Schulkonferenzen. Sie skizzieren, welche Schulstandorte künftig Primar-, Stadtteilschulen oder Gymnasien sein sollen. Demnach wird keines der 62 Gymnasien geschlossen. Auch die 210 Grundschulen bleiben als Standorte erhalten.

„Damit bleibt das Prinzip kurze Wege für kurze Beine erhalten“, sagte Goetsch. Formal wird es nur 170 Primarschulen geben, weil rund 80 Grundschulen zu halb so vielen Primarschulen fusionieren und eine gemeinsame Leitung bekommen. Fußläufige Entfernungen für ABC-Schützen spielten in vergangenen Schulstandortdebatten aber stets eine große Rolle.

Auch die künftige Stadtteilschule nimmt offenbar Gestalt an: Geplant sind 57 Standorte, darunter 37 ehemalige Gesamtschulen und 20 frühere Haupt- und Realschulen. 37 dieser Stadtteilschulen bekommen eine eigene Oberstufe, die anderen nutzen die Oberstufe einer Nachbarschule mit.

In zwölf Fällen werden Primarschulklassen in den Räumen einer weiterführenden Schule untergebracht. An dieser Konstellation von räumlich ans Gymnasium angedockten Klassen 4 bis 6 hatte es im Vorfeld viel Kritik gegeben. Laut Hans-Peter de Lorent, dem Leiter der Planungsgruppe, betreffen diese zwölf Fälle „fast alle Gymnasien“. Demnach wird von den Konferenzen etwa empfohlen, dass die Schule Turmweg in Harvestehude Räume des Wilhelm-Gymnasiums am Klosterstieg mitnutzt.

Im Internet sollen die Pläne nach und nach unter www.hamburg.de/schulreform veröffentlicht werden. Dort lässt sich so auch erfahren, dass in Othmarschen mit Elise-Meitner, Hochrad, Christianeum und Gymnasium Othmarschen gleich vier Gymnasien eine Primarschulstufe bei sich ansiedeln wollen. Was allerdings in der betreffenden Regionalschulkonferenz 7 offenbar bis zuletzt kontrovers diskutiert worden ist: So gibt es „Vorschlag A“ ohne und „Vorschlag B – Eltern“ mit dieser Anbindung ans Gymnasium.

Entschieden ist indes noch nichts. Die Schulbehörde wird auf Grundlage der nun vorliegenden Empfehlungen – die laut Goetsch zu 80 Prozent „konsensual“ (Goetsch) waren – bis zur Sommerpause einen Schulentwicklungsplan erstellen.

Auf die Frage, ob ihre Behörde auch versichere, dass kein Gymnasium geschlossen wird, sagte Goetsch, sie „wäre nicht gut beraten“, wenn sie die „Weisheit“ der Konferenzen nicht aufgreifen würde: „Meine Partei nimmt Partizipation ernst.“

Insgesamt haben zwischen September und Mai rund 2.000 Personen an 108 Sitzungen der Schulkonferenzen teilgenommen. Ihnen wird im Juni mit einem Empfang gedankt.