Minimalistenbasketball mit Verspätung

Die Basketball-Bundesligisten Schwelm und Leverkusen quälen die Zuschauer im ersten Viertel mit einem Nichtangriffspakt. Aufsteiger Schwelm bleibt erfolglos, Rekord-Meister Leverkusen siegt sich ins Mittelmaß

Die selbst ernannten Basketball-Giganten haben mit ihrer Form zu kämpfen

SCHWELM taz ■ Wenn die bis dato zwei schwächsten Defense-Reihen der Basketball-Bundesliga aufeinander treffen, dann passiert – lange Zeit erst mal gar nichts. So geschehen beim NRW-Derby in der BBL zwischen den Union Baskets Schwelm und den Bayer Giants Leverkusen. Wobei sich die namentlichen Giganten als Basketball-Zwerge entpuppten. Zwar wahrte der ehemalige Serien-Meister gegen den erfolglosen Aufsteiger aus Schwelm am Ende die Verhältnisse. Das Ergebnis fiel mit 83:60 (34:27) aus Leverkusener Sicht indes reichlich zu hoch aus.

Wirkliches Basketball spielte an diesem Abend vor immerhin 2.100 Zuschauern in der Wuppertaler Uni-Halle keines der beiden Teams. Vor allem das erste Viertel dürfte wohl Einzug ins Gruselkabinett des Basketball-Oberhauses halten. 10:11 stand es nach zehn Minuten – ein Ergebnis, das eher dem Handball zu Ehren gereicht hätte. „Das ist wohl Guinness-Buch-verdächtig“, ließ selbst Schwelms Mäzen Matthias Poschmann etwas Sarkasmus durchblitzen. Die Laune dazu wird ihm vergangen sein.

Die Leverkusener rafften sich langsam annähernd auf Bundesliga-Niveau hoch, während die Schwelmer Mannschaft erneut bewies, dass sie in dieser Zusammensetzung sicher nicht in die BBL gehört. Und da wohl auch nicht lange bleiben wird. Eine rekordverdächtige Trefferquote von 22 Prozent aus dem Feld brachte das Schwelmer Rumpfteam – neun Schwelmern standen zwölf Leverkusener gegenüber – zustande. Ein angeblicher Top-Scorer wie der Litauer Vilius Gabsys versenkte grottige 25 Prozent seiner Würfe. „So kannst du kein Spiel gewinnen. Das geht einfach nicht“, musste auch Schwelms Trainer Torsten Daume einsehen.

Er tröstet die wackeren Fans immerhin mit einem Hoffnungsfunken: Ab dem nächsten Spiel Sonntag gegen Ludwigsburg verstärkt der kroatische Nationalspieler Marko Piplovic das Team des Aufsteigers. Nicht der ganz große Kracher, aber immerhin ein solider Power Forward mit internationaler Erfahrung.

Zu solchen Mitteln greifen sie derweil in Leverkusen nicht. Dennoch konstatierte auch deren Trainer Heimo Förster nach der Partie in Wuppertal: „Wir haben genau so angefangen, wie ich es nicht wollte.“ Das ist symp-tomatisch für Bayer in dieser Saison. Die selbst ernannten Basketball-Giganten haben mit ihrer Form zu kämpfen. Auch wenn der letztlich deutlich Sieg über Schwelm das Werks-Team in die Play-Off-Ränge brachte: Bisher ist die Saison für das ehemalige Top-Team eher durchwachsen gelaufen.

Sieben Siegen stehen sechs Niederlagen gegenüber. Zuletzt gab es aber gegen Gießen und nun Schwelm vier wichtige Punkte. „Wir stehen da, wo wir hingehören“, zieht Kapitän und Nationalspieler Dennis Wucherer ein realistisches Fazit. Die konkrete Schuld an der durchwachsenen Tabellensituation sieht er gar nicht so sehr beim Team: „Die Liga ist einfach dieses Jahr so stark besetzt, dass keine längeren Serien möglich sind.“

Dazu kommen erhebliche Wellenbewegungen auf den Formkurven der Spieler. Dennis Wucherer selbst zum Beispiel. Er gilt weithin als der kompletteste deutsche Spieler in der BBL. Gegen Schwelm schaffte er es, in der ersten Halbzeit gar nicht wahrgenommen zu werden. In der zweiten Hälfte gab er dagegen dann eine würdige Leistung. So geht es vielen Leverkusenern in dieser Saison.

Demond Green oder Jamal Basit lassen immer wieder ihre Brillanz aufblitzen, gönnen sich aber auch den ein oder anderen Durchhänger. Da ist es dann schon einmal mal – wie jetzt gegen Schwelm – an einem Altstar wie dem fast 38-jährigen Carl Brown, für Glanzpunkte zu sorgen. Der freilich hangelt sich zwischen einigen Top-Spielen von einer Achilles-Sehnen-Blessur zur nächsten. Irgendwie auch symptomatisch. Immerhin stehen die Leverkusener jetzt auf einem Play-Off-Platz. Höher waren die Ziele für diese Saison vermutlich ohnehin nicht gesteckt.

SVEN PRANGE