CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Mörder ohne Motiv

Die Kekse haben die Form kleiner Herzen. „Man braucht keinen Grund zum Töten“, sagt der Killer, während er daran nascht. „Man tut es, weil man es kann.“ Das Gebäck schmeckt, der Killer kommt ins Quatschen: „Man schießt ein paar Leute um, und schon ist man berühmt.“ Die einen gehen also zu „DSDS“, um der Bedeutungslosigkeit zu entrinnen, die anderen kaufen sich eine Waffe.

Solche oft gehörten Reflexionen zur Banalität des Tötens werden hier in einer besonders bedrohlichen Konstellation geäußert: Denn Killer Tobias Hübner (Florian Panzner) spricht sie, während er die Kekse von Ursel Feyninger (Johanna Gastdorf) verputzt – ausgerechnet der Mutter seines ersten Opfers, die er zusammen mit Kommissarin Lucas (Ulrike Kriener) als Geisel hält. Hübners partner in crime Daniela Lehner (Maria Kwiatkowsky) ist auch dabei.

Ein harter Brocken ist diese „Lucas“-Episode, eine Mischung aus „Natural Born Killers“ und „Funny Games“ im beschaulichen Regensburg. Anfangs sieht man das Mörderpärchen durch eine Kiesgrube heizen, später spielen sie mit den Geiseln in der Sitzecke ihre Psychospielchen.

Die entpsychologisierte Betrachtungsweise der Vorbilder wird in „Vergessen und Vergeben“ (Buch: Thomas Berger, Regie: Christiane Balthasar) allerdings nicht durchgehalten. Bald mischt sich in die für die Samstags-Primetime ungemütliche Dramaturgie das Bedürfnis, zu verstehen. Und so versucht die Ermittlerin eine Annäherung an die nicht ganz so rigorose Mörderbraut Daniela.

Doch mögen deren Provokationen und Streicheleinheiten auch arg herbeigespielt wirken – es wird so tatsächlich der Blick in ein fatales Abhängigkeitsverhältnis offenbart: Zwei leere Seelen finden im Blutvergießen den einzigen Grund, sich einem anderen zu öffnen und die Leere zu überwinden: die Komplizenschaft als Beziehungskrücke für Bindungskrüppel.

■ „Kommissarin Lucas: Vergessen und vergeben“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF