LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Blechen bis in alle Ewigkeit“, taz vom 13. 5. 09

Entsorgung der Verantwortung

Eine Frechheit: Ausgerechnet die Bank- und Finanzmanager, die jahrzehntelang dem freien Markt und der Deregulierung das Wort geredet haben, um ungezügelt ihrer Gier und Spielsucht nachkommen zu können, „fordern“ jetzt vom Staat und damit vom Steuerzahler den regulierenden Eingriff in Form von „Bad Banks“, um ihre faulen Kredite und ihre Verantwortung dort zu entsorgen. Und wie immer kommt die Politik den Forderungen der Finanzwelt nach, ohne auch nur Bedingungen oder Gegenleistungen daran zu knüpfen, um „Schlimmeres“ zu vermeiden. Doch was kann es Schlimmeres geben, als dass die Milliardenverluste aus Schrottpapieren dem Steuerzahler aufgebürdet werden, während die Finanzwelt schon wieder munter weiterzockt, als sei nichts geschehen! Zwar versichert Herr Steinbrück, der Steuerzahler werde mit dem Gesetzentwurf zu den Bad Banks weitgehend von der Haftung entlastet, das gilt jedoch nur so lange, wie diese nicht pleitegehen. Nun werden aber genau solche Schrottpapiere in die Bad Banks ausgelagert, deren Wertverluste für die Eigentümerbanken existenzbedrohend sind. Wie soll eine Bank überleben können, deren Kapital ausschließlich aus solchen Schrottpapieren besteht? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bad Banks in der Pleite und damit der Haftung des Steuerzahlers enden?! Politiker, die einen solchen Gesetzentwurf verabschieden, handeln grob fahrlässig gegenüber den Bürgern. Aber solche Politiker kann man abwählen!! JOSIE BOCKHOLT, Aachen

■ betr.: „Sieg der Peng-Gang“taz vom 14. 5. 09

Jägerlatein

Nicht nur der Waffenbesitz an sich ist eher emotional als rational begründet, sondern auch, wofür zum Beispiel die 350.000 Jäger in Deutschland ihre Waffen gebrauchen. Dass die Jäger in den Naturhaushalt eingreifen müssten, ist inzwischen als Jägerlatein entlarvt worden. In den unbejagten europäischen Nationalparks leidet weder der Wald, noch sind zu viele Wildtiere vorhanden. Den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften werden jährlich über 800 Jagdunfälle gemeldet und die Initiative zur Abschaffung der Jagd hat seit 2002 über 200 Tote durch Jäger und Jägerwaffen allein in Deutschland dokumentiert. RALF BÖHM, Berlin

■ betr.: „Die coole Sau“taz vom 8. 5. 09

Gülleluft

Wie kann man einen Aufmacher über das Kulturverhältnis Mensch-Schwein schreiben, ohne auch nur ein Wort über die Bedingungen in der konventionellen Schweinemast zu verlieren? Darüber, dass dort Schweinen kaum eineinhalb Quadratmeter Fläche zugebilligt wird, dass sie in Altanlagen meist kein Tageslicht sehen, nicht mal dann, wenn sie nach vier Monaten Mast meistens nachts zum Schlachten gebracht werden? Dass sie Luft atmen müssen, die ihnen über die mit Scheiße gefüllten Güllekanäle zugeführt wird und oft keinen Zugang zu Trinkwasser haben, nur zu Futterbrei, damit sie mehr fressen? JÖRG HELMEDACH, Stipsdorf

■ betr.: „Bauernkrieg vorm Kanzleramt“, taz vom 15. 5. 09

Der freie Markt schlägt zurück

Als weltfremder Ökospinner wurde beschimpft, wer noch in den 90er Jahren Bauern darauf hinwies, sie wirtschafteten auf Kosten der Dritten Welt, weil für die Soja, mit der sie ihre Hochleistungsmilchkühe füttern, Regenwald abgeholzt wird. Realitätsfern war, wen störte, dass kleine Kälber mit Ersatzmilch gefüttert wurden. Und in den 80ern sollte „nach drüben gehen“, wer an dem ausschließlichen Streben nach Gewinnmaximierung etwas auszusetzen hätte, hier gelte schließlich „der freie Markt“. Jetzt schlägt der Markt zurück – Marktbereinigung nennt man so was, und die konventionell wirtschaftenden Bauern haben es sich selbst eingebrockt: durch Wegsehen bei jahrelangen Fehlentwicklungen, die Gier nach immer höheren Profiten und das Wählen von Verbandsvertretern, die in den Aufsichtsräten von Unternehmen sitzen, die ein Interesse an einer Landwirtschaft mit wenigen vollindustrialisierten Großbetrieben haben. Ich bezahle gerne mehr für Milch vom Biohof. Für konventionelle Milch mehr bezahlen, damit die Bauern, die sie produzieren, so weitermachen können, werde ich nicht! MARKUS HOLT, Bochum