DEUTSCHE WAFFEN
: Überall Amerika

Unsichere Zeiten – und die Anleger weltweit wissen wieder einmal nicht, wohin mit ihrem Geld. Während die Deutschen immer noch in Steuersparmodelle und Immobilien investieren, ziehen große US-Konzerne durch die Lande und kaufen Firmen ohne Ende, darunter auch viele gerühmte deutsche „Mittelständler“, etwa die Grüne-Punkt-Firma DSD oder die hiesigen Autobahnraststätten. Auch deutsche Waffen scheinen begehrt: Der Triebwerkshersteller MTU und die Werften sind ganz oder teilweise verkauft, am Panzerbauer Rheinmetall besteht Interesse.

Dürfen die Amis deutsche Rüstungsbetriebe kaufen? Seit knapp einem Jahrhundert Weltspitze beim U-Boot- und Panzerbau und nun der Ausverkauf? Da schaudert der Patriot. Die Bundesregierung hat sich jedenfalls eilig ein Vetorecht in das Außenwirtschaftsgesetz geschrieben. In anderen großen Ländern wäre ein Verkauf solcher als strategisch angesehener Betriebe sowieso undenkbar.

Die Sozialdemokraten und die Grünen werden von der Union trotzdem nicht als unpatriotisch angeprangert; die konservative Opposition hat dazu keine eigene Meinung, sondern betet nur die Propaganda der Wirtschaft nach. Aber was heißt Patriotismus in solch einem Fall schon? Denn selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass die US-Regierung nur über die neuen Eigentumsverhältnisse an irgendwelches Know-how herankäme – es brächte wenig. Bei Waffen kann den USA bis auf weiteres ohnehin keiner das Wasser reichen, auch die EU nach einer eventuellen Phase der Hochrüstung nicht. Also sollen US-Firmen doch weiter teuer Beteiligungen zusammenkaufen. Es vergrößert das Handelsdefizit der Hegemonialmacht und schränkt damit den Handlungsspielraum der Regierung in Washington ein – militärisch-strategisch gesprochen.

Kritischer wird es, patriotisch-technisch, schon beim deutschen Geld. Immerhin ist der Börsenwert der Deutschen Bank, einer der wichtigsten Knoten im Netz des rheinischen Kungelkapitalismus, im Verhältnis zu ihren angelsächsischen Konkurrenten lächerlich gering. Da fürchten manche einen ähnlichen Ausverkauf wie beim industriellen Mittelstand.

Das Problem ist aber nicht die Nationalität der deutschen Finanzfürsten, sondern ihre Mentalität. Sie amerikanisieren ihre Firmen schon seit Jahren, dafür brauchen sie gar keine ausländischen Investoren. Und wenn man bei Kapitalfragen schon von Patriotismus reden kann, dann fehlt er den deutschen Wirtschaftspolitikern: Sie lassen es zu, dass die Position der öffentlichen Banken wie Sparkassen und Landesbanken über EU-Regeln unterminiert wird. Dafür machen die privaten Geldhäuser seit langem Lobbyarbeit. Denn Ackermann & Co wollen Renditen wie in Großbritannien oder den USA von ihren Kunden. Dazu muss die öffentliche Konkurrenz weg, damit keiner mehr entwischen kann im Land. REINER METZGER