Modern nur, wenn es nichts kostet

Streit um Sicherheitsstandards in der Ausschreibung der Oceanic-Nachfolger mit dem Bundesverkehrsministerium

Die Tage der Oceanic sind gezählt, denn am Mittwoch wird die Ausschreibung für zwei neue Schlepper in Nord- und Ostsee bekannt gegeben. Moderner als die Oceanic sollen sie sein, doch zu modern möchte es das Bundesverkehrsministerium aus Kostengründen offenbar auch nicht.

Weder Rauch- noch Gas- und Explosionsschutz seien in der Ausschreibung vorgeschrieben, wettert die Grüne Gila Altmann, Exstaatssekretärin im Bundesumweltministerium. Und das, obwohl die beiden neuen privaten Superschlepper mindestens die nächsten 20 Jahre ihren Dienst tun werden. Für Altmann ein Skandal: „Dafür sind die Investitionskosten zu hoch, um dieses Theater wie bei der Oceanic erneut zu beginnen.“ In einem Brief an Bundesumweltminister Jürgen Trittin versucht sie jetzt, auf dem „kleinen Dienstweg“ etwas zu erreichen.

Gerade der Explosionsschutz sei eine dringend benötigte Neuerung, sagt Altmann. So habe die Oceanic vor einem Jahr bei der Havarie des Giftfrachters „Andinet“ vor Borkum nicht eingreifen können. Das bestätigt Carsten Wibel, Projektmanager „Küstenschutz“ bei der Reederei Bugsier: „Wir mussten wegen Explosionsgefahr warten, bis die Mellum angetuckert kam.“

Wibel erklärt, warum die Schutzvorrichtungen so wichtig sind: „Durch den Rauchschutz wird das Schiff abgekapselt, um die Besatzung vor gefährlichen Dämpfen zu schützen und die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten.“ Durch den Gas- und Explosionsschutz könne bei einem Havaristen schnell festgestellt werden, ob explosive Gase entstanden sind. „Gleichzeitig wird durch die Isolierung verhindert, dass diese Gase durch den eigenen Motor entzündet werden können und einem dann beide Schiffe um die Ohren fliegen.“

Ein solcher Schlepper, der die Kraft der Oceanic hat und gleichzeitig dem von Altmann geforderten Standard entspricht, gebe es bisher nicht, sagt Wibel. „Der müsste neu gebaut werden.“ Wibels Arbeitgeber, die seit 40 Jahren auf Hochseeschlepper spezialisierte Hamburger Bugsier-Reederei, wäre grundsätzlich bereit, über den Neubau eines solchen Schiffes nachzudenken. Allerdings bewirbt sich Bugsier nur, wenn der Ausschreibungstext tatsächlich die Sicherheitsstandards als Bedingung stellt. „Wir bauen nicht so ein innovatives Schiff, und dann bekommt die Billiglösung aus China unter Billigflagge von der Bundesregierung den Zuschlag“, sagt Wibel.

kva