DIE ARD HAT IHRE MARKTFÜHRERSCHAFT GESCHENKT BEKOMMEN
: Erstmalig, aber auch einmalig

Einmal alles richtig machen. Preisgekrönte Filme und Serien zeigen, den Konkurrenten rhetorisch und quotenmäßig eins vor den Bug knallen und zum Schluss auch noch Marktführer sein – der ARD scheint 2004 all das gelungen zu sein. Sie gewann mit den TV-Filmen „Stauffenberg“ und „Hotte im Paradies“ den Deutschen Fernsehpreis bzw. den Fernsehfilmpreis, holte mit der Vorabendserie „Berlin, Berlin“ einen Emmy, konnte Harald Schmidt für sich gewinnen, machte dem ZDF mit der Ankündigung, die „Tagesthemen“ vorzuziehen, Angst und Bange – und ist jetzt nach Berechnung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) meistgesehenes Programm 2004 geworden. Was die Quoten angeht, hat die ARD hauptsächlich mit Fußball-Europameisterschaft und Olympia punkten können. Aber auch sonst hat das Erste dieses Jahr vielleicht nicht alles richtig, doch zumindest wenig falsch gemacht – im Gegensatz zu allen anderen Sendern.

Sat.1 produzierte mit „Anke Late Night“ und „Kämpf um deine Frau“ zwei haarsträubende, Mitleid erregende Flops, RTL musste gleich zweimal das Dschungel-Camp füllen, um im Gespräch zu bleiben, und ProSieben ruinierte sich seinen Ruf als Premium-Sender mit Premium-Schwachsinn wie „Die Alm“ nachhaltig. Dass die größte Programminnovation beim ZDF die Einführung der ersten deutschen Telenovela („Bianca – Wege zum Glück“) war, spricht sowieso für sich.

In diesem schwach bestückten, schlecht aufgestellten Umfeld war es für die ARD ein Leichtes, sich zu profilieren. Aber kann das Erste für 2005 den Erfolgskurs halten? Quotenmäßig sicherlich nicht – Großsportereignisse wie EM und Olympia sind nicht zu ersetzen. Und auch qualitativ verspricht das neue Jahr weniger ertragreich zu werden. Zwar steht mit Heinrich Breloers „Speer und er“ für Mai bereits ein TV-Highlight auf dem Programm, ansonsten gibt es aber viel Pflicht (etwa mit der tausendsten Folge der „Lindenstraße“) und wenig Kür. Das Erste ganz weit vorn – das scheint nicht nur erstmalig zu sein, sondern auch einmalig zu bleiben. HANNAH PILARCZYK