Kolumbien liefert Farc-Guerillero an USA aus

Simón Trinidad steht wegen Entführung, Drogenhandel und Terrorismus vor US-Bundesgericht unter Anklage

PORTO ALEGRE taz ■ Kolumbien hat erstmals einen prominenten Farc-Guerillero an die USA ausgeliefert. Der 54-jährige Ricardo Palmera alias Simón Trinidad, ein Sprössling aus der karibischen Oberschicht, der vor seinem Wechsel zu den Rebellen 1986 eine Bankfiliale geleitet hatte, war vor wenigen Jahren als einer der versiertesten Farc-Unterhändler bekannt geworden.

Der vor einem Jahr in Ecuador festgenommene und in Kolumbien zu 35 Jahren Haft verurteilte Rebellensprecher muss sich vor einem US-Bundesgericht in Washington wegen der Entführung von drei US-Söldnern, der Beteiligung am Drogenhandel und „Unterstützung von Terroristen“ verantworten. Trinidad gab sich selbstbewusst: Er werde nicht nur die auf Falschaussagen von US-Agenten basierenden Anschuldigungen widerlegen, sondern sich auch „der politischen Schlacht stellen“. Zuletzt wollte Präsident Álvaro Uribe von der Auslieferung absehen, sollten die Farc 63 prominente Entführte freilassen – eine Offerte, die nicht einmal seine eigenen Anhänger ernst nahmen.

Darío Echeverri, der die Bemühungen der katholischen Kirche um einen Gefangenenaustausch leitet, kritisierte die theatralisch inszenierte Auslieferung als „weiteren Stolperstein“. „Und wir haben ein neues Element bei diesen Verhandlungen – die USA“, sagte der Priester.

Einen Vorgeschmack auf 2005 gab es in den letzten Stunden des alten Jahres in der östlichen Provinz Arauca: Sieben Männer, sechs Frauen und vier Kinder wurden von einem Killerkommando hingerichtet. In der Version aus Polizeikreisen heißt es, alles deute auf die Täterschaft der Farc hin – das Massaker sei die erste Antwort der Rebellen auf die Auslieferung Trinidads.

GERHARD DILGER