Kostenlose Angebote verbaut

Borgfelder Kinder- und Jugendfarm hat alle Angebote gestrichen, die bisher kostenlos und ohne Voranmeldung genutzt werden konnten. Der Beirat stimmte einstimmig gegen einen Rettungsplan, der vorsah, Teile des Geländes als Bauland zu verkaufen

Bremen taz ■ Die Kinder- und Jugendfarm in Borgfeld hat alle kostenlosen Angebote zum Jahresende eingestellt. Der Grund: Der Träger der Tierfarm, die Hans-Wendt-Stiftung, muss 70.000 Euro im Jahr einsparen und bekommt keine staatlichen Zuschüsse.

Um das Engagement dennoch aufrecht erhalten zu können, plante die Stiftung, 40.000 Quadratmeter ihres Geländes an den Wümmewiesen als teures Bauland zu verkaufen und den Erlös gewinnbringend anzulegen. Der Beirat Borgfeld lehnte diesen Rettungsplan einstimmig ab – obwohl alle Parteien die Arbeit auf der Kinder- und Jugendfarm einhellig begrüßen.

„Eine weitere Bebauung in diesem Gebiet kann man sich nicht vorstellen“, so Günter Bauer vom Ortsamt Borgfeld. Außerdem gebe es Widerstand seitens der benachbarten Landwirte. „Aus ökologischen Gründen müsste man eine Bebauung generell verneinen“, sagte SPD-Beiratsvertreter Gerd Illgner. Bei den Grünen sieht man das ähnlich: „Wir müssen der permanenten Versiegelung von Grünflächen entgegenwirken“, so das grüne Beiratsmitglied Jürgen Linke. Außerdem fürchten sowohl SPD als auch Grüne, dass Borgfeld angesichts der schon laufenden Bauaktivitäten mit der Integration von noch mehr Neubürgern überfordert sein könnte. Zumal der Lärm und Geruch, der von den Tieren auf der Farm ausgeht, nach Illgners Überzeugung auf den Widerstand der meist besser betuchten Neubürger stößt.

Zwar müssen Bebauungspläne nicht von den zuständigen Ortsämtern genehmigt werden. Gleichwohl werden sie in der Regel um Zustimmung gefragt. Das zuständige Bauressort hat prinzipiell nichts gegen das Finanzierungsmodell einzuwenden, das sich die Hans-Wendt-Stiftung, ausgedacht hat: „Aus städtebaulicher Sicht bestünden keine Einwände gegen den Verkauf“, so Ressortsprecher Holger Bruns. Auch die frühere Bausenatorin Tine Wischer (SPD) segnete die Pläne schon vor Jahren ab und gab der Stiftung mündlich eine entsprechende Zusage. Doch daraus wird nun nichts. Zwar könnte Bausenator Jens Eckhoff (CDU) sich über die Entscheidung des CDU-geführten Beirats hinwegsetzen. Doch Eckhoff weigert sich, will seine Entscheidung gegenüber der Farm aber nicht begründen.

Als Kompromiss hat der Beirat angeboten, einen kleinen Teil der Flächen als Bauland zu veräußern – zu wenig angesichts des Geldbedarfs von jährlich 70.000 Euro, sagt Stiftungsvorstand Hardmuth Groß. „Wir haben in den letzten drei Jahren alle Rücklagen aufgebraucht“. Außerdem habe man seit 1995 6,4 Millionen Euro in den Bau von fünf Kindergärten und zwei Wohneinrichtungen investiert.

Die Farm am Lehester Deich bleibt zwar erhalten. Wegfallen wird aber nicht nur der Arbeitsplatz einer der beiden pädagogischen Fachkräfte. Gestrichen werden auch alle Angebote, die bisher jederzeit kostenlos und ohne Voranmeldung genutzt werden konnten. Dazu gehören verschiedene Gruppen, in denen die Kinder Esel, Schafe oder Pferde pflegen, umsonst reiten lernen oder einen „Treckerführerschein“ machen können.

Wie das weitere Angebot aussehen wird, müsse bis April geklärt werden, so Farmleiter Wolfgang Keppler. „Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen“. Wahrscheinlich ist, dass künftig Geld bezahlen muss, wer seine Kinder zum Reiten schicken will. SPD und Grüne hoffen auf einen Kompromiss und wollen das offene Angebot zumindest an einigen Tagen erhalten. Das, so Illgner „ist auch finanzierbar“.

Jan Zier