Berlin - von Kennern für Kenner
: Für Liebhaber des Schlichten, nicht des Simplen

Jan Feddersens Gastro-Kritik: Das „Block House“ ist das amerikanische Diner-Prinzip auf Deutsch: Keine Filigranesse, sondern solides Grillhandwerk

Es zählt zu den besonders hartnäckig sich haltenden Missverständnissen, dass eine gute Küche eine besonders filigrane, raffinierte und überraschende zu sein habe. Ein Irrtum. Wäre es so, würden Imbisse und Fastfoodketten nicht ein so auskömmliches Leben haben. Die kulinarische Pointe ist eine Domäne von Menschen, die jede bibliografische Erstausgabe einer unterhaltsamen Literatur vorziehen.

Auf all jene Connaisseurs müssen (und vielleicht wollen) Gasthäuser verzichten, die auf das amerikanische Diner-Prinzip schwören. Man bekommt dort, was man kennt. Man will keine Überraschungen. Und trotzdem soll ein Diner nie die Wurschtigkeit eines Imbisses verströmen: Nach dieser Inspiration funktionieren seit 1968 die Häuser des Gastronomen Eugen Block: „Block House“ heißen seine Steakhäuser, zumeist in Hamburg, aber auch in Berlin mit einigen Filialen präsent.

Das Interieur ähnelt tatsächlich dem, was deutschlandläufig unter rustikal verstanden wird – wozu die Behauptung gehört, es würden „gepflegte“ Biere ausgeschenkt. Kurzum: Man fühlt sich an Kellerbars der Siebziger erinnert. Blocks Steakhäuser waren früher etwas für Leute, die nichts als Fleisch essen wollten und außerdem auf Konservatives hielten. Im „Block House“ an der Wilhelmstraße zum Beispiel, nahe dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor, sieht man am Publikum genau, was es hereintreibt: Der Wunsch, es schlicht zu haben und doch nicht für simpel genommen zu werden.

Die Bedienung ist ausnahmslos freundlich und zugewandt. Man bringt die Karte sofort und fragt ebenso rasch, was es denn mit den Getränken auf sich habe. Etwa zehn Minuten im Schnitt bleiben dem Gast, aus einer standardisierten Speisekarte das Gewünschte zu wählen. Steaks (vom Rind, von der Pute, dem Hähnchen, vom Lamm) – meist argentinischer Herkunft, also BSE-Verdacht-frei. Gereicht wird stets ein Salat und eine Ofenkartoffel – auf Wunsch Fritten oder ein anderer Salat, „Caesar’s Salad“ beispielsweise.

Was schließlich serviert wird, ist von stupender Überraschungsarmut. Und das ist ein Kompliment. Die Steaks, ob in der großen Portion, ob als Rib-Eye, vom Rinderrücken, mit oder ohne Fettrand, ob als Tenderloin oder das zarte Filet Mignon: Extrem bekömmlich, nie zäh.

Dass die Salatbar von Zutaten lebt, die wohl in holländischen Gewächshäusern gediehen, ist verzeihlich: Geschmacklich reißen die Dressings alles raus (american, italian oder french – nie ohne Geschmacksverstärker). Fazit: Ein Haus, das für alle zu empfehlen ist, die Fleisch mögen, aber nicht gastronomische Originalitätssucht.

Block House, Wilhelmstr. 59, 10117 Berlin, (030) 2 29 04 00, www.block-house.de, 11 Uhr bis 1 Uhr, sieben Tage die Woche. Getränke: Wein und Bier, keine besonderen Brauerzeugnisse, tendenziell Bitburger, stilles Wasser; auf Wunsch auch Leitungswasser.