Sendepause aus Wolfsburg

AUTOINDUSTRIE Der Streit zwischen VW und Porsche geht in die nächste Runde. VW legt die Fusionsgespräche auf Eis. Familien Piëch und Porsche beraten

STUTTGART ap | Porsche-Chef Wendelin Wiedeking liebt den Vergleich mit dem Schachspiel: Zug um Zug wollte der viel kleinere Sportwagenbauer den mächtigen Volkswagen-Konzern schlucken. Doch aus dem Spiel ist schon lange ein offener Machtkampf zwischen David und Goliath geworden. Das Ende der Partie und der Ausgang sind noch völlig offen. Volkswagen legte am Sonntag die Fusionsgespräche zwischen beiden Unternehmen erst einmal auf Eis.

Porsche hält an Volkswagen knapp 51 Prozent. Der nächste Schritt in dem Machtspiel steht bei der Porsche-Aufsichtsratssitzung heute in Weissach an. Dort beraten die Familien Piëch und Porsche über das weitere Vorgehen in der vertrackten Situation. „Jetzt ist die Familie Porsche am Zug“, hieß es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats.

Clan-Chef Wolfgang Porsche fühlt sich von seinem Cousin und Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch brüskiert. Es war nicht das erste Mal, dass Piëch einen verbalen Angriff auf Porsche und Wiedeking gestartet hatte. Zumeist tat er es im Hintergrund, aber in der vergangenen Woche ging er aus der Deckung.

Der 72-Jährige zweifelte die Kreditfähigkeit der Stuttgarter an und erklärte, dass Wolfsburg der Konzernsitz des neuen geplanten Automobilgiganten werde. Im schwäbischen Weissach muss Piëch nun intern Farbe bekennen, wie er zu Porsche steht. Nach Angaben aus informierten Kreisen ist es weiter das Ziel von Wolfgang Porsche, die Eigenständigkeit des Sportwagenbauers zu erhalten. Beide Familien müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, weil sie sich per Vertrag verpflichtet haben, mit einer Stimme zu sprechen. Da Porsche sich bei der Übernahme von Volkswagen offenbar übernommen hat, lasten auf dem Sportwagenbauer nun Schulden von 9 Milliarden Euro.

Bei der Aufsichtsratssitzung soll es auch um eine Kapitalerhöhung bei den Stuttgartern in Höhe von 4 bis 5 Milliarden Euro gehen. Unklar ist, ob die Familien in der Wirtschaftskrise den Betrag allein stemmen können. Diskutiert wird auch der Einstieg eines neuen Großaktionärs. Interessenten gibt es dem Vernehmen nach genug, darunter auch das Emirat Katar.

Lachender Dritte in dem ganzen Machtspiel könnte Niedersachsen sein. Das Land ist neben den beiden Familien Piëch und Porsche zweitgrößter Aktionär bei Europas größten Autobauer und besitzt auch dank des VW-Gesetzes eine Sperrminorität.