Konkurrenz unter Wohltätern

Die vielen Spenden für die Flutopfer in Südostasien bringen auch den Banken und Sparkassen eine Flut an Geld. Die Verwalter der Spendenkonten schwärzen Banken an, die für Spendeneinzahlungen Gebühren verlangen. Unicef sammelt übers Handy

VON ELMAR KOK

Die Kritik an den Kollegen soll anonym bleiben. „Wenn Sie mich nicht nennen, sage ich Ihnen, wer von den Spendern Gebühren verlangt“, sagt ein Sparkassen-Sprecher. „Die Citibank lässt ihre Kunden bei den Spenden für die Flutopfer in Südostasien draufzahlen“, schwärzt der Sparkassen-Mann die Privatbank an.

Das will Astrid Thomessen, Sprecherin der Citibank auch gar nicht bestreiten. „Wer eine Überweisung einwirft, zahlt 1,53 Euro für den Vorgang“, sagt sie. Allerdings nutzten die meisten Kunden der Citibank sowieso die Möglichkeiten zur kostenlosen Online-Überweisung. Zudem gibt Thomessen zu bedenken, dass es aus Datenschutzgründen zumindest bedenklich sei, die Überweisungen der Kunden zu überprüfen. Doch nur dann wäre es möglich, einen Filter anzulegen, der Fluthilfespenden kostenfrei mache. Dass sich ihre Bank auf Kosten der SpenderInnen bereichere, weist Thomessen von sich. „Die Citigroup spendet insgesamt drei Millionen Dollar, davon eine ans Deutsche Rote Kreuz“, sagt sie.

Die asiatische Citibank-Organisation verteile zudem eine Million zweckgebunden für den Wiederaufbau in den zerstörten Kommunen und eine Million an lokale Hilfsorganisationen. Zudem verdoppele die Citigroup jede von einem Mitarbeiter geleistete Spende.

Diese Möglichkeiten nutzten auch die regionalen Banken, sagt Thorsten Weiland, Sprecher des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes, der 250 eigenständige Volksbanken in seiner Region vertritt. Es gebe Banken seines Verbandes, die jede Spende eines Mitarbeiters verdoppelten oder verdreifachten, sagt Weiland. Um den Kunden eine gebührenfreie Spende zu ermöglichen, hätten viele Volksbanken eigene Konten eingerichtet, von denen die Gelder dann weitergeleitet würden. Um kostenfreie Überweisungen auf die Spendenkonten anderer Institute zu ermöglichen, müsse „eine intensive Zahlungsstromanalyse“ gemacht werden, die aber aus Datenschutzgründen verboten sei.

Die Spendenbereitschaft bei den Volksbankkunden sei sehr hoch gewesen, sagt Weiland. „Zwischen Weihnachten und Neujahr war jede vierte Überweisung eine Spende für die Flutopfer“, sagt er. Im Durchschnitt seien 100 Euro pro Überweisung gespendet worden. „Die Mitarbeiter erledigen die zusätzliche Arbeit gerne.“ Das gilt auch für die Sparkassen. Im Übrigen sei der Aufwand für die Neubearbeitung der Auszahlungen des Arbeitslosengeldes II weitaus höher als das Bearbeiten von Spenden für Flutopfer, sagt Nicole Feist, Sprecherin der Dortmunder Sparkasse. Denn die Arbeitsagenturen hatten falsche Kontodaten übermittelt. „Momentan ist Hartz IV arbeitsintensiver“, sagt Feist. Die Dortmunder erlauben ihren Kunden auch Bareinzahlungen auf Spendenkonten, die gebührenfrei sind. „Dafür haben wir Spendenvordrucke erstellt, die sofort zu erkennen sind.“

Selbst Menschen ohne Bargeld und Konto können die Notleidenden Menschen in Asien unterstützen. Das Kinderhilfswerk der Uno, die Unicef mit Sitz in Köln, hat nach dem Tsunami eine Nummer geschaltet, zu der eine Kurznachricht via Mobiltelefon gesendet werden kann. Dem Versender werden dann 2,99 Euro auf der Rechnung zu Last gelegt. Davon blieben 2,65 Euro bei der Unicef, sagt deren Sprecher Joachim Tomesch. Mittlerweile hätten 160.000 Personen diesen Service der Unicef genutzt, sagt Tomesch. Wie sich die verbliebenen 34 Cent verteilen, kann er nicht aufschlüsseln. Der von der Burda Wireless AG eingerichtete „Charity-SMS-Service“ sei jedenfalls weitaus billiger als andere vergleichbare Angebote. „Die anderen Anbieter nehmen 35 bis 55 Prozent des Betrages“, sagt Tomesch.

Jörg Sigmund, Geschäftsführer der Burda Wireless AG, sagt, dass die Differenz von 34 Cent vor allem durch die vielen Prepaid-Karten zustande kämen. Denn bei den Guthaben-Karten sind Zusatz-Dienste wie SMS deutlich teurer als bei Vertragskunden. Die Mobilnetzbetreiber verlangen für die SMS nach eigenen Angaben Cent-Beträge im niedrigen zweistelligen Bereich. „Momentan sind wir mit der Burda Wireless AG in Gesprächen darüber, wie wir die Spenden zukünftig abrechnen“, sagt Vodafone Sprecherin Marion Stolzenwald. Möglich ist, dass die großen Netzbetreiber ganz von ihren Forderungen absehen. Problematisch für den Handy-Spender bleibt dann nur noch eines: Die SMS-Spende ist nicht Mehrwertsteuerfrei. Burda-Mann Siegmund: „Das können die Netzbetreiber auf der Handy-Rechnung noch nicht mehrwertsteuerfrei ausweisen.“