MonetaEine Welt?
: Zweierlei Maß

Gut gelaunt ins neue Jahr. Zumindest an den Aktienmärkten scheint dies die Parole zu sein. Angesichts der unvorstellbaren Tragödie in Asien ist dies zumindest nicht ohne weiteres nachzuvollziehen. So brutal es klingen mag: Das in Amerika deutlich gestiegene Verbrauchervertrauen wiegt offensichtlich für Börsianer auf der Habenseite mehr als die Sorge vor den möglichen wirtschaftlichen Rückschlägen in Asien.

Die weltweite Spendenbereitschaft zeigt aber, dass die wenigsten in diesen Tagen „nur“ an ihren Profit denken. Und ich kenne einige, die gesagt haben: „Meine Börsengewinne aus 2004 spende ich den Opfern der Flutkatastrophe.“

In diesem Zusammenhang gestatten Sie mir einen Blick auf Sir John Templeton, Begründer des legendären Templeton Growth Fund. Der Fonds feierte voriges Jahr seinen 50. Geburtstag, Sir Templeton selbst schon vor Jahren seinen 90. Beim Pokern „verdiente“ er sich als Student das Kleingeld für die Weltreise, die ihn zu der Idee eines international anlegenden Aktienfonds inspirierte. Seine Anlagephilosophie gehört auch heute noch zu den konsequentesten und erfolgreichsten der Welt – denn über einen Zeitraum von 50 Jahren schaffen die wenigsten über elf Prozent jährliche Rendite. Aber auch seine Lebenseinstellung ist nachahmenswert: Fünf Prozent von jedem verdienten Dollar spendet er an wohltätige Zwecke. Und das nicht erst, seit er darin schwimmen könnte.

Die 25 Cent, die das deutsche Volk pro Kopf in der vorigen Woche gespendet hat, machen gerade 0,1 Promille des monatlichen Durchschnittseinkommens aus. Und auch die 20 Millionen, die von Regierungsseite angeboten wurden, sind – erst recht im Vergleich zu den Milliarden, die für das Wasser in Dresden zur Verfügung gestellt wurden – mehr als peinlich. Bleibt zu hoffen, dass sich die historische Dimension dieser Katastrophe demnächst auch in der deutschen Spendenhöhe widerspiegelt.

Susanne Kazemieh ist Finanzmaklerin und Gründerin der Frauenfinanzgruppe, Grindelallee 176, 20144 Hamburg, Tel.: 4142-6667, Fax: 4142-6668, info@frauenfinanzgruppe.de, www.frauenfinanzgruppe.de.