Plus mit fremdem Pass

Achtung: 280 Seiten Statistik lassen sich beliebig interpretieren

bremen taz ■ Über 280 Seiten nur Zahlen – das Statistische Jahrbuch ist vollkommen ungenießbar und gleichzeitig voll spannender Details für die Liebhaber der nackten Zahlen. Die Statistiker des Landes haben sich viel Mühe gegeben – in dem aktuellen Band, der gestern vorgestellt wurde, ist die Datenlage des Jahres 2003 dargestellt.

Die Botschaft, die Bremens Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) gern selbst verkündete: Bremen wächst, genau von 662.098 auf 663.129 EinwohnerInnen, also um mehr als 1.000. Das sei ein Erfolg der Sanierungspolitik. Näheres Hinsehen ergibt, dass der Erfolg sich auf die Stadt Bremen beschränkt, der Saldo von Bremerhaven ist stark im Negativen (von 119.111 auf 118.276).

Tatsächlich sind es in der Stadt Bremen wieder die ausländischen Zuwanderer, die die Bilanz positiv machen. Unter dem Strich zog es aus Bremen 123 mehr in die EU-Länder als zurückkamen, nur bei den Nicht-Deutschen ist die Bilanz plus 1.326. Bei den Asiaten ist die Wanderungsbilanz plus 548 für die Stadt Bremen. Die Zuzüge aus Deutschland (in 2003: 1382) würden den Sterbe-Überhang über die Geburten (1.701) nicht ausgleichen, erst die 2.007 Zuzüge aus dem Ausland bringen die stadtbremische Bilanz ins Positive. Noch deutlicher fiele das Ergebnis aus, wenn man die 1.656 Einbürgerungen (2003) und die um die Hälfte höhere Geburtenrate der BremerInnen mit ausländischem Pass berücksichtigen würde.

Was inzwischen auch deutlich zu Buche schlägt sind die Ausbildungs-Möglichkeiten in Bremen: 33.000 Studierende sind in Bremen gemeldet, das sind immerhin 5 Prozent der Bevölkerung.

Bremens Wirtschaftswachstum hängt in erster Linie mit dem Export zusammen, auch das machen die harten Zahlen deutlich: 52 Prozent der Umsätze des verarbeitenden Gewerbes gehen in den Export. Wie überall gab es im Jahre 2003 einen Rückgang, für 2004 erwarten die Statistiker wieder leichtes Wirtschaftswachstum, das aber im ersten Halbjahr mit 0,9 Prozent nur halb so stark ausfiel wie im Bundesschnitt. Bei den Arbeitsplätzen schlägt das Wirtschaftswachstum nicht durch, nur die Zahl der Teilzeit- und Billig-Jobs steigt.

War noch bis in die 70er Jahre die Mehrheit (52 Prozent) der Bevölkerung verheiratet, so hat sich seither der Anteil der Ledigen und Geschiedenen ständig erhöht. Rund 49 Prozent von gut 358.000 Haushalten in Bremen und Bremerhaven waren 2004 Einpersonenhaushalte. Ein knappes Drittel (32 Prozent) der Lebensgemeinschaften wird von zwei Personen gebildet, darunter eine ständig wachsende Zahl von Alleinerziehenden mit einem Kind. 1.797 Ehen wurden übrigens 2003 geschieden; dabei scheint sich die Ehedauer weiter zu verkürzen. So geschah die Hälfte der Scheidungen während der ersten zehn Jahre – meist im verflixten 5. und 6. Jahr. Kawe