Wegert in Not

Die Foto-Kette Wegert schließt Filialen. Und fast 190 Mitarbeiter der Traditionsfirma fürchten um ihre Jobs

Die Foto-Filialkette Wegert mit rund 250 Beschäftigten ist offenbar in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Gestern blieben zahlreiche Filialen in Berlin und Umgebung geschlossen. Davon waren nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di insgesamt 51 von 79 Niederlassungen betroffen. Mehr als 180 Mitarbeiter seien per Brief von der Arbeit freigestellt worden. Die Gewerkschaft befürchtet ihre Entlassung.

Nach Ver.di-Angaben wurden am Montagabend von den Beschäftigten die Geschäftsschlüssel eingesammelt. Insgesamt 187 Angestellte hätten einen Brief der Geschäftsleitung bekommen, wonach wegen schwacher Umsätze ein „Restrukturierungsprozess“ eingeleitet werden müsse. Die Arbeitsplätze dieser Beschäftigten seien akut gefährdet, sagte Ver.di-Handelsexpertin Erika Ritter. Viele Filialen seien am Dienstag ausgeräumt worden.

Ritter wirft der Wegert-Führung Management-Fehler vor. So habe es seit dem Besitzerwechsel im vergangenen Sommer Probleme bei der Bestellung gegeben. Eine Vielzahl von Artikeln sei im Weihnachtsgeschäft nicht vorrätig gewesen. Dass der Boom der Digitalkameras Ursache für die Schwierigkeiten sein könnte, bezweifelt Ritter. „Wegert entwickelt ja nicht nur Fotos.“ So würden auch Kameras, Handys und CDs vertrieben. Allerdings mache die Konkurrenz der großen Medien-Märkte dem Unternehmen zu schaffen.

Die Geschichte des Familienunternehmens reicht bis ins Jahr 1930 zurück, als in Berlin-Mariendorf das erste fototechnische Labor unter dem Namen Wegert gegründet wurde. Nach der Wende entstand daraus die Multimedia-Kette Pro Markt mit insgesamt mehr als 1.200 Beschäftigten. Im Juni vergangenen Jahres wurde die Foto-Radio-Wegert Filial-GmbH & Co KG jedoch von der ProMarkt Handels GmbH an den damaligen Vertriebsleiter der Firma, John von Freyend, verkauft. DPA, TAZ