LESERINNENBRIEFE
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■ Betr.: „Zu arm für die Pille“, taz nord vom 9. 5. 2009

Für dumm verkauft

Die Zweisamkeit zwischen Frau und Mann ist ein schönes und bislang noch privates Thema. Das sich jetzt eine Landesregierung um die Verhütungsmethode ihrer vorübergehend finanziell unpässlichen Frauen im gebärfähigen Alter kümmert, geht eindeutig zu weit. Hier wird ein Gesellschaftsteil für unmündig erklärt, wesentliche Dinge im Leben selbst zu regeln. Erstens ist es sexistisch, da man auch genauso gut Kondome ausgeben könnte – aber nein, die Frau ist für die ungewollte Schwangerschaft verantwortlich, basta. Zweitens ist im Hartz IV-Regelsatz ein Betrag für Gesundheitsleistungen angesetzt, und damit wird den Frauen abgesprochen, ihre Haushaltskasse zu überblicken. Und drittens verkaufen die Politiker ihre Bürger mit großen Zahlen für dumm, da natürlich auch die Pillenversorgung der entsprechenden Frauen nicht für lau zu haben ist. Bei den jetzt genannten Zahlen könnte man etwa 10.000 Frauen mit der Pille versorgen, die Gruppe der Berechtigten wäre aber bestimmt größer.STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg

■ Betr.: „Eine Partei wie alle anderen“, taz nord vom 16. 5. 2009

Neue Basisbewegung

Natürlich kann es sein, dass die Bürgerbewegung der Freien Wähler in 30 Jahren eine normale Partei ist, die nicht mehr – wie heute – auf Liste 27 der Eurowahl antreten muss, sondern viel weiter oben. Aber wenn die Freien Wähler bis dahin wie die Grünen ein zentrales gesellschaftliches Thema wie „Umwelt“ allgemein in den Köpfen verankert hätten, wäre das ja schon etwas; vielleicht wird es das Spektrum „Transparenz und Offenheit“ sein. Die Grünen sind jedenfalls längst nicht mehr „sozial, ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei“. Grüne Sozial-, Steuer- oder Wirtschaftspolitik ist teilweise neoliberal, eine Grüne beteiligt sich an der Bauplanung einer Autobahn quer durch eine Elbinsel, eine andere Grüne paukt mit aller Härte ihre Schulpolitik ausgerechnet gegen bildungswillige Menschen durch. So ist es nun Zeit für eine neue Basisbewegung. Diese tritt übrigens, wie die Grünen, gegen Atomkraft und Gentechnik und für Nachhaltigkeit und dezentrale Energieversorgung ein (Stadtwerke anstatt Großkonzerne). Ob’s in 30 Jahren so grau wird wie bei den Grünen, das bilanzieren wir dann.WOLF ACHIM WIEGAND, Pressesprecher Freie Wähler Hamburg