Schmitt springt wieder mit

Am Innsbrucker Bergisel wird der viermalige Weltmeister aus dem Schwarzwald Siebter und zeigt, dass er zumindest bei optimalen Bedingungen wieder mit der Weltelite mithalten kann

AUS INNSBRUCK KATHRIN ZEILMANN

Erst einmal lobten sie sich gegenseitig. Martin Schmitt würdigte seinen Trainer, der so viel Geduld mit ihm gehabt hatte. Und Bundestrainer Peter Rohwein lobte Schmitt, weil der nie aufgegeben habe. Das wirkte fast ein wenig staatstragend, obwohl es doch nur ein siebter Rang war, den es zu analysieren galt. Solch eine Platzierung hätte bei Schmitt noch vor ein paar Jahren leichte Enttäuschung hervorgerufen, doch nun war er sichtlich froh, am Innsbrucker Bergisel zu den besten zehn gehört zu haben. Es war erst das zweite Springen in diesem Winter, bei dem er das Finale erreicht hatte.

Natürlich hatte es der Wind in Tirol gut gemeint mit dem viermaligen Weltmeister aus dem Schwarzwald, natürlich waren viele Konkurrenten verweht und zu früher Landung gezwungen worden. „Pech hatte ich sicherlich nicht“, gab Schmitt zu. Das Glück des Tüchtigen hat er aber gerne angenommen. Denn dass er sich in jüngster Vergangenheit nicht bemüht, nicht hart gearbeitet und sich gequält hätte, das konnte man ihm nun wirklich nicht vorwerfen. Und es dürfte kein gutes Gefühl für ihn gewesen sein, den Namen Martin Schmitt in den Ergebnislisten zwischen den Plätzen 40 und 50 zu finden. Im Prinzip hätte er seine Karriere auch beenden können – und es wäre nur nachvollziehbar gewesen. Immerhin rührte sein grober technischer Fehler beim Absprung aus einer langwierigen Knieverletzung, die ihn lange Jahre plagte. Wegen der Schmerzen hatte er sich eine schonendere Haltung in der Anlaufspur angewöhnt, dadurch wiederum fehlte ihm die Kraft beim Absprung. Ein malades Knie wäre wirklich ein guter Grund gewesen, sich von den Schanzen zu verabschieden. Doch Schmitt sprang weiter – und hat nun angeblich keine Schmerzen mehr.

Schon beim ersten Tournee-Springen in Oberstdorf, als er erneut das Finale verpasste, sprach Peter Rohwein von „aufsteigender Tendenz“, doch da wollte dem Bundestrainer noch niemand so recht folgen, außer einem passablen Qualifikations- und Trainingssprung hatte Schmitt ja auch nichts zustande gebracht. In Garmisch-Partenkirchen wurde er immerhin 27. – die Formkurve hob sich langsam. Passen die Bedingungen, so ist Schmitt nicht mehr abgelenkt – und kann sich auf den Absprung konzentrieren und seinen Fehler vermeiden. Bei Rückenwind aber fehlt ihm das Luftpolster. „Da machen sich Fehler doppelt bemerkbar“, sagt Rohwein. Und bei Aufwind, der Schmitt in Innsbruck unterstützte? „Man muss die günstigen Bedingungen ja auch erst einmal nützen“, entgegnet der Bundestrainer. „Wenn das Grundniveau nicht da ist, nützt auch Aufwind nichts.“

Schmitts Technik stabilisiere sich weiter, glaubt der Trainer. Doch noch sei er nicht am Ziel. Rohwein: „Der siebte Platz war eine Art Etappensieg.“ Und deshalb wird an dem Plan, Schmitt nach dem Weltcup in Willingen erneut eine Wettkampfpause zu verordnen, wohl auch festgehalten. Denn klar ist auch: Schmitt wird sich nicht immer auf die äußeren Bedingungen verlassen können. Bis zur WM im Februar muss er seine Sprünge daher dringend weiter festigen.

Der siebte Platz von Innsbruck wird Schmitt dabei helfen, Selbstvertrauen ist schließlich enorm wichtig beim Skispringen. Zumal der Schwarzwälder die Schanze in Bischofshofen mag, wo morgen das letzte Tournee-Springen über die Bühne geht, schließlich ist er hier 1999 zum ersten Mal Weltmeister geworden. Andererseits: Der Absprung in Bischofshofen hat es in sich, an kaum einer anderen Anlage ist der Schanzentisch so flach und so lang gezogen. „Auch darauf wird man sich einstellen müssen“, zeigte sich Rohwein optimistisch – und zufrieden. Schmitts Tief hatte schließlich die gesamte Mannschaft belastet, entsprechend groß war nun die Erleichterung.