Neues aus der Krisenregion

Noch immer benötigen mehr als 1,8 Millionen Menschen in Südasien dringend Nahrungsmittel. Die UN warnt davor, dass tausende verhungern oder an Krankheiten sterben könnten, weil Versorgungsgüter nicht rechtzeitig ankommen.

In Sumatra berichten Helfer von einem Mangel an Leichensäcken. Ein Helfer vor Ort schätzt, dass allein um Banda Aceh 15.000 Leichen noch nicht geborgen seien. Die Regierung befürchtet dort 30.000 Todesopfer.

Eine Gruppe wütender Überlebender auf den südindischen Nikobar-Inseln hat einen Beamten und einen Polizeichef als Geiseln genommen, um gegen unzureichende Hilfsmaßnahmen zu protestieren. Die Überlebenden hatten vier Tage ohne Lebensmittel ausgeharrt, bevor sie sich zu einem Stützpunkt in der Campbell-Bucht schlugen, wo sie den Beamten und Polizisten beim Essen vorfanden. Die Geiseln wurden freigelassen, nachdem sie versprochen hatten, für Nahrung zu sorgen.

Auf Sumatra rechnen Helfer damit, dass der Wiederaufbau Jahre dauern wird. „Es wird zwei Monate dauern, allein die Trümmer wegzuräumen“, sagte Frans van Dijk, Koordinator des Kinderhilfswerks Terre des Hommes. Ein Drittel der Provinzhauptstadt Banda Aceh liege in Trümmern.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will keine Spenden für die Flutopfer in Asien mehr annehmen. 20 Millionen Euro seien seit dem 26. Dezember eingegangen, so die Geschäftsführerin der deutschen Sektion. „Wir können aber nicht garantieren, dass weiteres Geld dort zweckgebunden eingesetzt werden kann“, so Ulrike von Pilar, „da noch nicht sicher ist, dass wir auch beim Wiederaufbau konkret beteiligt sind.“ Nicht zweckgebundene Spenden könnten bei Bedarf auch andernorts eingesetzt werden.

Ein indischer Hubschrauber ist bei dem Versuch, auf den Nikobaren Lebensmittel und Wasser abzuwerfen, von den dort lebenden Ureinwohnern mit Pfeil und Bogen beschossen worden. Die zu Indien gehörenden Inseln gehören zu den abgelegensten Regionen der Welt – erst die Tsunami-Katastrophe hat sie jetzt in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gebracht. Teils aus politischen Gründen, teils aber auch zum Schutz von völlig zurückgezogen dort lebenden indigenen Völkern verwehrt die Regierung allen Ausländern den Zugang.

Auf Phuket in Thailand sind Kinder wieder zur Schule gegangen. Eine Lehrerin in Patong berichtete, ihre Schüler hätten noch immer Schwierigkeiten, das Unglück zu begreifen.

Auf dem Flughafen im indonesischen Banda Aceh musste der Betrieb 15 Stunden lang eingestellt werden. Eine mit Hilfsgütern beladene Boeing 737 war bei der Landung mit einem auf dem Rollfeld umherirrenden Büffel kollidiert und blockierte daraufhin das Rollfeld.

Auf Sri Lanka erschweren starke Regenfälle die Hilfsmaßnahmen. In dem besonders betroffenen Bezirk Ampara konnten zahlreiche Hubschrauber nicht starten. Die sri-lankische Luftwaffe fliegt täglich rund 24 Tonnen Nahrungsmittel in die betroffenen Gebiete.DPA, AFP, AP, RTR, BBC