Spenden auf Rekordniveau

Bundesregierung will Hilfe für Flutopfer auf bis zu 500 Millionen Euro aufstocken. Welthungerhilfe hatte die bisherigen Leistungen scharf kritisiert. Bürger haben schon 90 Millionen gespendet

BERLIN dpa/ap/taz ■ Die Bundesregierung ist bereit, die staatliche deutsche Hilfe für die Katastrophenregion am Indischen Ozean drastisch aufzustocken. Wie viel Geld genau zur Verfügung gestellt wird, wollen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer heute nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Berlin bekannt geben. Im Gespräch sind seit gestern bis zu 500 Millionen Euro – eine Summe, die offiziell zunächst weder bestätigt noch dementiert wurde. Aber „in dieser Größenordnung dürfte es sich bewegen“, erfuhr die taz aus rot-grünen Kreisen. Damit würde Deutschland die bislang spendabelsten Geberländer Japan und USA übertreffen. Die Regierungen in Tokio und Washington haben Zahlungen von 257 bzw. 367 Millionen Euro angekündigt.

Zehn Tage nach den verheerenden Flutwellen, die über 160.000 Todesopfer forderten und etwa fünf Millionen Menschen obdachlos machten, stünden die Hilfsmaßnahmen in der Krisenregion an einem Punkt, wo „der Übergang von kurzfristig angelegter Soforthilfe zu mittel- und langfristiger Hilfe“ erfolge, sagte Klaus Scharioth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Die bisherigen Finanzhilfen der Bundesregierung wurden von der Deutschen Welthungerhilfe gestern scharf kritisiert. Er finde es „beschämend“, dass lediglich 20 Millionen Euro bereitgestellt worden seien, also pro Steuerzahler 25 Cent, sagte der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß. Die Summe müsse „verzwanzigfacht“ werden, forderte er von der Regierung: „500 Millionen würden ihr gut anstehen.“ Das Geld müsse zusätzlich zu bereits geplanten Hilfsetats aufgebracht werden und dürfe nicht durch Umschichtungen zu Lasten anderer Not leidender Länder gehen, betonte Preuß: „Hier ist fresh money erforderlich.“

Die Spendenbereitschaft der Bürger ist weiterhin groß. Bei den Hilfsorganisationen gingen bis gestern Mittag private Spenden in einer Gesamthöhe von rund 90 Millionen Euro ein. LKW