Das Paradox Kulturförderung

Im umgeschichteten Haushalt 2005 erhält das Schauspielhaus Düsseldorf über eine halbe Million Euro mehr. Auf der freien Szene gehen die Kürzungen weiter

RUHR taz ■ Das Düsseldorfer Schauspielhaus kann sich freuen. Die Kulturszene siecht auch im neuen Jahr langsam dahin – doch der Fördermittelansatz des Theaters, an dem das Land NRW zu 50 Prozent beteiligt ist, wurde im Haushalt 2005 um 563.500 Euro erhöht. Begründung der Ansatzerhöhung bei der Landeskulturförderung: Mehrkosten bei der Durchführung der Brandschutzmaßnahmen.

Manfred Weber, der Geschäftsführer der Neue Schauspiel GmbH kennt die neuen Zahlen noch gar nicht. Er glaubt aber, dass die Mittel nicht zweckgebunden sind. „Wir müssen dringend den Umbau der Ober- und Untermaschinerie finanzieren“, sagt er. Das bestätigte das Kulturministerium der taz. Dessen Pressereferentin Mirjam Grotjahn glaubt, dass der neue Zuschuss für eine Investitionsplanung im Theater gedacht sind. Und für die Tarifsteigerungen bei den Beschäftigten. „An dem Theater sind wir schließlich beteiligt“, sagt sie.

Für die freie Kulturszene im Land ist dies kein Hoffnungsschimmer. „Wo der politische Wille da ist, ist eben vieles möglich“, sagt Gerd Herholz vom Literaturbüro Ruhr. Er muss in diesem Jahr wieder eine Kürzung von 10 Prozent hinnehmen. In zwei Jahren habe das Literaturbüro damit fast 13.000 Euro verloren, stehe ohne Sekretariat und Programmetat am Abgrund.

Auch das NRW Landesbüro für freie Kultur in Dortmund ist fast am Ende. Im Jahr 2005 wird es wohl keine Ausschreibung von Fördermitteln geben. Das Ministerium hat seinem Büro mitgeteilt, dass es noch mit 20.000 Euro rechnen könne. Eine Projektförderung wird es damit nicht mehr geben, alle die bereits einen Antrag gestellt haben, werden leer ausgehen. „Die Künste, die es am schwersten haben, werden es in diesem Jahr besonders schwer haben“, sagt Herholz. Er fordert einen Kulturentwicklungsplan speziell für das Ruhrgebiet und trotz Triennale.

Gerettet wurden im neuen Haushaltsansatz auch die beiden Kultursekretariate in Wuppertal und Gütersloh. Ihr Budget wurde nach Protesten auf 1.3 Millionen Euro gesetzt. Die 300.000 Euro Kürzung zurückgenommen.

„Die institutionell geförderten freien Theater werden in diesem Jahr wohl noch eine Kürzung von 15 Prozent verkraften müssen“, sagt Jochen Brockstedt vom Dortmunder Landesbüro. In allen Kürzungen ist eine mögliche globale Minderausgabe noch nicht eingerechnet. Es ist also gut ein Theater zu sein, an dem das Land beteiligt ist. Mehrkosten infolge der Durchführung von Brandschutzmaßnahmen am Düsseldorfer Theater konnte niemand bestätigen. PETER ORTMANN