Dringend gesucht: Weise aus dem Morgenland

Deutschland braucht 25.000 qualifizierte Zuwanderer, fordert der renommierte Osnabrücker Migrationsforscher Klaus J. Bade: Andernfalls drohe die Abwanderung ganzer Branchen. Zunächst einmal aber hat der Haushaltsausschuss des Bundestages dem von Rita Süßmuth und Bade gemeinsam präsidierten Zuwanderungsrat die Mittel entzogen

Pannen bei der Agentur für Arbeit dürfen nicht als Alibi für einenZuwanderungsstopp dienen

„Wir brauchen jetzt qualifizierte und hochqualifizierte Zuwanderer, weil wir viel zu lange unzureichend qualifizierte Menschen ins Land geholt haben“, fordert der Osnabrücker Migrationsforscher Klaus J. Bade, einst Vizepräsident des von Otto Schily einberufenen und mittlerweile wieder aufgelösten Zuwanderungsrates. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat für 2005 die Mittel für den Rat komplett gestrichen.

Die Forderung des Professors von der Uni Osnabrück stellt den deutschen Arbeitsmarkt ins Zentrum der Zuwanderungsüberlegungen. Es geht dabei „um ein Kontingent von am Arbeitsmarkt wirklich passfähigen Zuwanderern.“

Wenn in bestimmten Bereichen des Arbeitsmarktes seit langem Lücken erkennbar sind, die nachweislich nicht durch einheimische Arbeitskräfte gefüllt werden können, bräuchten wir Fachkräfte aus dem Ausland.

Um so dringender erforderlich ist die Fachkräfte-Anwerbung, weil durch den Mangel an qualifiziertem Personal „unter Umständen sogar die Gefahr besteht, dass die entsprechenden Abteilungen auswandern, oder sogar die Unternehmen selber“, mahnt Bade.

Der Zuwanderungsrat hatte in seinem letzten Jahresgutachten die Zahl 25.000 in die Diskussion geworfen. „Diese Zahl meint dabei nur die maximale Höhe des Kontingents. Sie entspricht ja den Bedarfsschätzungen wichtiger Wirtschaftsforschungsinstitute auf der Grundlage von Daten der Bundesagentur für Arbeit“, erklärt Bade.

Und außerdem würden ja nur Menschen kommen, die auf deutscher Seite ein konkretes Arbeitsangebot vorliegen hätten, das anders nicht zu besetzen ist. Die Gefahr, dass deutsche Fachkräfte durch die Zuwanderung von Kollegen auf der Straße landen, oder weiter in den Arbeitsagenturen die Plastikstühle hüten müssten, besteht laut Bade nicht. Denn „wenn entsprechende Arbeitskräfte vorhanden wären oder anderorts durch Entlassung freigesetzt würden, dann würde ein Unternehmer doch nicht einen Ausländer anfordern, bei dem unter Umständen sogar noch Sprachbarrieren zu überbrücken sind.“ Es sei also ein flexibles System, das sich selbst reguliert.

Bade ist sich bewusst, dass die Selbstregulierung nur funktionieren kann, solange die Vermittlungsarbeit der Arbeitsagenturen vor Ort gewährleistet ist. Als Alibi für einen Stillstand der Migration will der Wissenschaftler deren Probleme jedoch nicht gelten lassen: „Wir können doch nicht sagen“, so Bade, „nur weil die Bundesanstalt für Arbeit noch nicht ganz so funktioniert wie sie funktionieren sollte, werden wir jetzt die Zuwanderung aus dem Ausland sogar dort stoppen, wo wir uns mit eigener Kraft nicht helfen können.“ In seinen Augen wäre ein solches Verhalten wirtschaftlich „Selbstmord aus Angst vor dem Tode.“ heos