Badischer Intrigantenstadl

Nur sieben Tage und einen Sieg nach seiner Verpflichtung entlässt der abstiegsbedrohte Fußball-Zweitligist Karlsruher SC Trainer Reinhold Fanz. Auch das Präsidium tritt zurück

KARLSRUHE/BERLIN taz ■ Zumindest die Bilanz von Reinhold Fanz kann sich sehen lassen. Ein Spiel hat der 50-jährige Fußballlehrer als Trainer des Karlsruher SC absolviert, dabei den FC Neureut mit 8:0 besiegt. Dass die Neureuter lediglich in der Fußball-Verbandsliga dem Ball nachjagen, dürfte beim Zweitligisten aus der Fächerstadt mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, ebenso wie die Tatsache, dass Fanz nun als erfolgreichster Trainer in die bewegte Geschichte des badischen Traditionsvereins Einzug gehalten hat. Denn am späten Dienstagabend war das so erfolgreiche Wirken des Reinhold Fanz beim abstiegsbedrohten KSC auch schon wieder beendet. Sieben Tage nach seiner Verpflichtung als Nachfolger des glücklosen Lorenz-Günther Köstner und trotz seines strahlenden Sieges gaben der Verein und sein Hauptsponsor, der Energieversorger EnBW, auch schon wieder die Trennung vom neuen Übungsleiter bekannt. Der Grund laut Presseerklärung: „Die Berufung von Trainer Reinhold Fanz durch den KSC erfolgte auf der Grundlage unvollständiger Informationen.“ Damit nicht genug: Kurz nach Bekanntgabe der Fanz-Suspendierung trat das Präsidium des Vereins zurück und stürzte den Klub vollends ins „Chaos“, wie dpa bemerkte.

Vorausgegangen war diesem freilich ein Intrigantenstadl der unterhaltsamsten Art, und in dessen Mittelpunkt ist längst Rolf Dohmen, der KSC-Sportdirektor, gerutscht. Dohmen war es, der die ebenso überraschende wie sinnfreie Entscheidung traf, seinen alten Mitspieler Fanz als Köstner-Nachfolger zu installieren, wohl auch mit dem Ziel, seinen eigenen Job zu retten. Hauptsponsor EnBW jedenfalls hätte gerne Winfried Schäfer, der im Badischen unvermindert als Trainerdenkmal gilt, als neuen Mann verpflichtet und hatte sich auch schon um die Dienste des „wilden Winnie“ bemüht. Der jüngst als Nationaltrainer Kameruns gefeuerte Schäfer jedoch gab bekannt, allenfalls als „Sportdirektor mit einem jungen Trainer“ an seiner Seite einsteigen zu wollen, hierfür im Gespräch war bereits der Stuttgarter Kotrainer Krassimir Balakow. Für Dohmen hätte dies freilich die schlechteste aller Lösungen dargestellt, schließlich wäre es sein Job gewesen, den Schäfer dann geentert hätte. Wohl auch um solcherlei vorzubeugen holte Dohmen flugs seinen alten Spezl Fanz ins sinkende Schiff, freilich ohne zuvor den Hauptsponsor in Kenntnis zu setzen. Was, wie man mittlerweile weiß, gleich doppelt dumm war: Denn zum einen zählt Fanz zur Spezies der ebenso abgehalfterten wie erfolglosen Trainer, was EnBW prompt und nicht unbegründet zu der Feststellung trieb, dass Fanz „nicht das sportliche und persönliche Format“ mitbringe, um den KSC „nach vorne oder gar in die Erste Liga zu bringen“. Zum anderen gibt es eine unschöne Vorgeschichte zwischen Fanz und dem Hauptsponsor, namentlich mit dessen Vorstandsvorsitzendem Utz Claassen. Die beiden kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten bei Hannover 96, wo Claassen Präsident und Fanz Trainer war. Dass der Trainer dem Präsidenten damals öffentlich vorwarf, keine Ahnung von Fußball zu haben, führte nicht nur zu einem veritablen Streit, sondern die beiden Parteien gar vor Gericht. Kaum verwunderlich also, dass Claassen es nun als „Provokation“ empfand, als Dohmen ihm ausgerechnet jenen Fanz präsentierte – und zwischenzeitlich damit drohte, dem finanziell angeschlagenen Zweitligisten die Zuwendung, rund 800.000 Euro pro Saison, zu streichen, was ziemlich sicher den Entzug der Lizenz bedeutet hätte.

Zumindest diese Gefahr scheint gebannt, EnBW will nun sogar zusätzliches Geld für Verstärkungen locker machen. Dass diese noch von Sportdirektor Dohmen angeheuert werden, scheint indes eher unwahrscheinlich. Schließlich steht der nach wie vor in Ettlingen lebende Winfried Schäfer unvermindert bereit. Und von Ettlingen in den Wildpark sind es nur ein paar Kilometer. FRANK KETTERER