Birma ist weniger betroffen, als befürchtet wurde

Die Zahl der tatsächlichen Tsunami-Opfer scheint in etwa den Angaben der Militärjunta zu entsprechen: Rangun spricht von etwa 60 Toten

BERLIN taz ■ Wenn sich die bisherigen Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) über die Lage in Birma (Myanmar) bestätigen, ist das Land von der verheerenden Flut weniger betroffen als befürchtet. Zurzeit ist ein Erkundungsteam aus WFP und Rotem Kreuz im Südbirma unterwegs. Es wird heute in der Hauptstadt Rangun erwartet.

Bereits gestern gab WFP-Asienchef Anthony Banbury laut Reuters in Bangkok bekannt, dass sich die von Birmas Militärjunta genannte Zahl von etwa 60 Todesopfern in einer realistischen Größenordnung bewege. Er selbst schätzte die Zahl auf 30 bis 60. Eine Rote-Kreuz-Sprecherin sprach gestern laut AP in Rangun von 86 Toten.

Im Irawaddy-Delta, der am stärksten betroffenen Region, stellte das WFP einen Unterstützungsbedarf für 10.000 Menschen fest. Dort seien 29 Menschen gestorben und 2.800 obdachlos. Landesweit bräuchten wegen der Flut 30.000 Menschen dringend Unterkünfte, Lebensmittel, Wasser und medizinische Hilfe, sagte WFP-Sprecher Simon Plues bereits am Dienstag in Genf. Jedoch befürchtete er zudem den Tod von mehreren hundert vermissten Fischern.

Die für ihre restriktive Informationspolitik und das Verschweigen schlechter Nachrichten bekannte Junta hatte die Zahl der Toten zunächst mit 36 beziffert und später auf 64 erhöht. 56 Menschen seien verletzt, 3.460 obdachlos, 29 Dörfer seien zerstört. Demgegenüber sprach das UN-Kinderhilfswerk Unicef in Rangun bereits am 28. Dezember von 90 Toten. Erst vier Tage nach der Flut bat die Junta um internationale Hilfe. Nachdem das Regime zuvor Hilfe abgelehnt hatte, erlaubte es dann sogar eine Erkundungsmission.

Oppositionskreise gehen von einer höheren Zahl aus und werfen der Junta Vertuschung vor. So sprach die von Norwegen aus sendende „Demokratische Stimme Birmas“ von mindestens 400 Toten. Dies seien vor allem im Süden auf Booten lebende Seenomaden der Salon und Bewohner des Irawaddy-Delta.

Befürchtungen nährte auch ein Priester, der die Zahl der Toten auf mehrere tausend schätzte. Korrespondenten des britischen Guardian und der französischen Le Monde, die in den letzten Tagen Südbirma bereisten, berichteten zwar von Zerstörungen, fanden jedoch keine Anzeichen für eine größere Zahl von Toten. Laut deutscher Botschaft in Rangun gab es an den für Ausländern zugänglichen Badeorten keine gravierenden Schäden. Deutsche seien nicht zu Schaden gekommen. SVEN HANSEN