Regionalverband kocht auf Sparflamme

Viele Gespräche, aber nur wenig Ergebnisse: Christa Thoben ist 100 Tage als kommissarische Präsidentin des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) im Amt. Das sei ihr Geschenk an die Region gewesen, sagt sie

Essen taz ■ Das Wichtigste im Ruhrgebiet sei ein gemeinsamer Auftritt. Auch nach 100 Tagen als kommissarische Präsidentin des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) hat sich für Christa Thoben (CDU) an dieser Erkenntnis nichts geändert. Ihr Job ist momentan ziemlich begehrt. Mehr als 40 Bewerber hätten sich gemeldet, aber die Verbandsversammlung könne sich auch auf jemand anderen einigen, „rechtlich sei das durchaus möglich“, sagt Frau Thoben, er müsse nur eine Mehrheit bekommen.

Ansonsten habe sie in der Zeit viele Gespräche geführt, so richtig weitergekommen sei die Nachfolgeorganisation des Kommunalverbandes aber nicht. „Man darf nicht die Gebietskörperschaften der Region gegeneinander ausspielen“, sagt die Christdemokratin. Gerade die kleinen Städte hätten ein starkes Interesse am Gelingen des RVR. Austreten aus dem Verband wolle momentan zwar niemand, aber man dürfe am Anfang nicht die Arbeit mit Themen beginnen, die sofort zu Querelen unter den Städten führten.

Der RVR sei eine gigantische Datenbank, die es für die zukünftige gemeinsame Flächennutzung zu nutzen gelte, erklärt Thoben. Masterpläne, ökologische Bodenfonds und die neue Pflichtaufgabe der Wirtschaftsförderung fürs Ruhrgebiet stünden momentan auf der Tagesordnung. Doch niemand habe eine Idee, wie die Flächennutzung in der schrumpfenden Stadt in Zukunft entwickelt werden soll. Die Reaktion einzelner Städte darauf findet die ehemalige Staatssekretärin „lustig.“ So würde Dortmund alles tun, um aus eigener Kraft die Einwohnerzahl zu stabilisieren, gleichzeitig aber in Waltrop intervenieren, damit von dort Bürger in die „Westfalenmetropole“ ziehen.

Für eine gezieltere Wirtschaftsförderung müsse der neu zu wählende Vorstand des RVR die Kompetenzen festlegen. Am 17. Januar tritt die Verbandsversammlung zu ihrer ersten konstituierenden Sitzung zusammen. Der Verband könne die kommunale Wirtschaftsförderung aber nicht ersetzen. Als Erfolg auf diesem Sektor verbuchte Thoben auch den gemeinsamen Auftritt des Ruhrgebiets auf der Immobilienmesse Expo Real.

Die Zusammenarbeit mit der Projekt Ruhr GmbH, die eigentlich bis 2006 mitziehen sollte, sei ärgerlich gewesen, sagt Thoben: „Es sieht so aus, als sei das Geld bei denen nicht knapp, sondern alle“. Gemeinsame Termine seien nicht mehr eingehalten worden, auch bei den IBA-Projekten habe es keine Gespräche gegeben. Die gesetzlichen Terminvorgaben würden deshalb wohl nicht zu halten sein. Auch wolle der RVR auf diesem Gebiet eher Betreiber und kein Immobilienbesitzer sein. Auf einigen Versammlungen im Ruhrgebiet habe sie sich als CDU-Frau allerdings wie ein Undercover-Agent gefühlt, sagt Christa Thoben. Ihr Motto für die Zukunft: „Wir können mehr, auch wenn wir weniger werden.“ PETER ORTMANN