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: Kölsche Utopie: Leben ohne Arbeit

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Die Kölner Volksvertreter haben in ihrem Rechnungsprüfungsausschuss herausgefunden, dass die Stadtverwaltung, die zu strengstem Sparen angehalten ist, sinnlos Geld verplempert, indem sie Angestellten Gehälter bezahlt, die gar nichts mehr zu tun haben.

Woher diese Verschwendung? Die Ursache ist eindeutig: das Sparen. Indem man Aufgaben der Stadt privatisierte, angeblich um Ausgaben zu stoppen, sind viele Mitarbeiter unnötig geworden, ohne dass man sie entlassen konnte. Nun will man sie auf Billigjobs umschulen, damit sie wenigstens etwas tun. Aber gerade hier könnte die Stadt sparen, indem sie solche Tätigkeiten durch 1-Euro-Jobs erledigen lässt.

Das Problem ist nur: dann würden solche Verrichtungen billiger, aber durch die Tatsache, dass die unbeschäftigten Bediensteten dann noch nicht mal dafür verwendet werden, wiederum noch teurer.

Bleibt überhaupt die Frage, ob die Privatisierung öffentlicher Aufgaben die Ausgaben verbilligt. Oft ist das Gegenteil der Fall. Ein gutes Beispiel ist das vom Esch-Oppenheim-Fond erbaute Bezirksrathaus in Nippes, das der Stadt zu einer üppigen Festmiete zurückvermietet wurde. Ein Coup des damaligen Oberstadtdirektors, bevor er in die Managementspitze des Fonds wechselte.

Das hatte Folgen, etwa für die Filiale der Stadtbücherei in Nippes. Die war all die Jahre billig und preiswert in der Blücherstraße untergebracht, musste aber dann in das neue Bezirksrathaus umziehen, wo der genannte Fonds das Dreifache verlangte.

Aber bei der Spar- und Streichliste der Stadt wurde die Büchereifiliale dadurch interessant, sie hätte eine Einsparung ergeben, die sich in der vorherigen billigen Bleibe nicht gelohnt hätte. Das Problem war nur, was man mit den leeren Räumen macht, denn die Miete musste weiterlaufen. Also hat man die Filiale gleich aufgelassen, woraus man ersehen kann, sparen lohnt sich selbst dann oft nicht, wenn es teurer wird – leckere kölsche Logik.

Bleibt das Problem der arbeitslosen aber gut bezahlten und überqualifizierten Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die könnten sich mit den damaligen Worten Willy Brandts trösten, der nicht nur den Satz „Mehr Demokratie wagen“ prägte und die Berufsverbote einführte, sondern auch bereits kurz nach Amtsantritt als Kanzler, vorausweisend gesagt hatte: Jeder hat ein Recht auf eine Arbeit – aber nicht unbedingt auf seine Arbeit.

Eigentlich sollte man aber diese Angelegenheit positiver sehen. Hier wird endlich mal eine Utopie tatsächlich konkret: Die Abschaffung der Arbeit und damit eine Welt, in der jeder nach seinen Bedürfnisse leben kann. Und damit ist Köln wieder ganz vorn in der Entwicklung.

Oder, wie meine Großmutter damals nach dem Krieg immer sagte: Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu.