WAS MACHT EIGENTLICH ...Bischof Huber?
: So seine Zweifel haben

Wenn es, nicht nur dieser Tage, einen Profi in Sachen Betroffenheit gibt, dann heißt er Wolfgang Huber. Auf allen Kanälen und in strategischer Allianz mit seinem katholischen Amtsbruder Karl Lehmann inkarniert der EKD-Ratsvorsitzende Erschütterung plus Gottvertrauen. Nur am Donnerstag, von Michel Friedman für einen Privatsender zur Flut in Asien inquiriert, geriet die Zuversichtsmaschine einmal kurz ins Stottern: „Ja, ich zweifle in solchen Situationen auch an Gott.“

Das muss selbst theologische Laien wundern. Wird nicht stündlich, minütlich, sekündlich gelitten auf dieser Welt? Und müsste Huber dann nicht ununterbrochen an Gott zweifeln? Das wäre mit seinem Job kaum vereinbar. Dabei ist es ganz einfach: Wer nicht glaubt, sieht im Leiden der Menschen den Gegenbeweis für die Existenz eines allmächtigen und liebenden Gottes. Der Kirchenmann übt sich dagegen in Dialektik: „Gottes Allmacht zeigt sich in der Liebe, mit der er sich uns Menschen zuwendet, damit wir uns auch angesichts des Unbegreiflichen an ihr orientieren.“ Ach so.

Am Sonntag zelebriert das Duo Huber/Lehmann auf Wunsch von Bundespräsident Köhler („Ich bete für die Opfer.“) eine Art Staatsgottesdienst im Berliner Dom. Die Politprominenz wird schwarz bemantelt eine christliche Liturgie verfolgen, wiewohl die erdrückende Mehrheit der Opfer Muslime, Buddhisten oder Hindus waren. Trost soll das Ritual spenden, aber vielleicht stiftet es ja zugleich ein wenig abendländische Identität. Auch für die Kirche gilt schließlich: The show must go on. CLP FOTO: ARCHIV