Wowereit bleibt Wowereit

Tipptopp gekleidet präsentiert Klaus Wowereit die Themen für 2005: Sparen, Jobs, Touris und Wohlfühlen. Ach ja, Reisen wird der Regierende auch. Es geht nach Istanbul, Peking und Israel

VON JAN ROSENKRANZ

Berlin kann sich im Jahr 2005 auf eines sicher gefasst machen: „Wowereit bleibt Wowereit, auch im Jahr 2005“, kündigte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei seinem gestrigen Ausblick auf die Themen des Jahres an. Diese Nachricht beeindruckte mehr als alles andere. „Heiliger Bimbam“, raunte es aus der im Roten Rathaus versammelten Schar der Journaille.

Außer auf sich selbst setzt Wowereit vor allem auf Optimismus und hat offenkundig auch in diesem Jahr wenig Interesse daran, in Sack und Asche zu gehen. (Anmerkung fürs Protokoll: Der Bürgermeister präsentierte sich in dunklem Anzug und roter Krawatte tipptopp gekleidet.) Selbstredend werde er auch in diesem Jahr hin und wieder reisen – auch wenn seine Trips im vorigen Jahr hinsichtlich Frequenz und gewählter Garderobe auf heftige Kritik gestoßen waren.

„Ich halte es für eine Verpflichtung des Bürgermeisters, die Stadt auch nach außen zu vertreten“, so Wowereit. Reisen nach Istanbul und Peking sind bereits geplant, und voraussichtlich werde er auch Israel einen Besuch abstatten. Um sich nicht erneut den Titel des Reisenden Bürgermeisters einzuhandeln, kündigte er an, auch seine im vorigen Jahr begonnenen „Kiezrundgänge“ fortzusetzen – in Berlin, versteht sich.

Natürlich genießen die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Konsolidierung des Landeshaushalts weiterhin oberste Priorität im Senat, abgesehen vom dringenden Wunsch, die Hauptstadtklausel ins Grundgesetz zu drücken und die Vorbereitung auf den Großflughafen zu forcieren – Konkretes war zu diesen Themen vorerst nicht hören (siehe Kasten). Stattdessen widmete Wowereit dem Komplex Reise und Tourismus große Aufmerksamkeit. Dies sei ein wichtiger Punkt, der die Stadt „enorm nach vorne gebracht“ habe. Er sei zuversichtlich, dass die Grenze zu 15 Millionen Übernachtungen in der Stadt zu schaffen sei. Damit würde Berlin sich den 3. Platz in Europa hinter London und Paris sichern.

Es gebe eben auch Grund, „ein bisschen optimistisch in die Zukunft zu blicken“, sagte Wowereit. „Das sind alles Arbeitsplätze, die da dranhängen.“ Und mit der Ansiedlung der Airlines Delta und Continental verfüge Berlin nun gleich über zwei Direktverbindungen in die USA – beide nach New York. („Mir wäre es lieber gewesen, wenn eine auch Los Angeles anfliegen würde.“) Doch auch über Direktflüge zu wichtigen asiatischen Destinationen werden bereits Gespräche geführt. Alles zu einem Ziel: mehr Touris anzulocken.

Darum werde man auch den „Wohlfühleffekt“ der Stadt dringend fördern müssen. Das beginne bei ganz profanen Dingen. So reiche es eben nicht mehr aus, den Breitscheidplatz einmal die Woche zu säubern, er habe bereits mit der BSR gesprochen. In Sachen Beleuchtung Berlins gebe es ebenfalls Defizite – auch außerhalb der Weihnachtszeit müsse sich die Stadt künftig stärker „mit Licht inszenieren“.

Gelegenheiten dazu wird es in diesem Jahr in Fülle geben. Diverse Events stehen an: Berlinale, Popkomm oder Metropolis 2005 – der Weltkongress der Millionenstädte. Und nicht zu vergessen: die Beachball-WM, die einen „Hauch von Copacabana auf den Schlossplatz“ zaubern werde. Für den Bürgermeister steht fest: „Die Stadt braucht auch diesen Glamour.“ Er bringe nicht nur Geld in die Stadt, er schaffe Arbeitsplätze. Wowereit bleibt eben Wowereit.