How good is your english?

Als Reaktion auf abnehmende Sprachkenntnisse verlangt die Bremer Uni künftig einschlägige Testate. Allerdings führt sie die entsprechenden Prüfungen nicht selber durch, sondern verweist auf kostenpflichtige Angebote auswärtiger Privatanbieter. Das Bildungssressort spricht derweil von „Stammtisch-Empirie“

Vokabular und Grammatik mangelhaft – „es wird zunehmend schlimmer“

Bremen taz ■ Selbst die Eins im Abitur garantiert heute keinen Studienplatz mehr. Das gilt jetzt für Englisch, Spanisch oder Französisch ebenso wie für überlaufene Studienfächer wie Psychologie, BWL oder Jura, die schon länger von dieser Entwicklung betroffen sind – und bald aus einem ganzen Katalog von Auswahlverfahren schöpfen können (taz berichtete).

Statt allein auf Abiturnoten setzen die Universitäten in Bremen oder Niedersachsen in den Sprachdisziplinen jetzt auf verschärfte Einstufungstests, die zum Teil mit 150 Euro zu Buche schlagen. Die Hochschulen begründen diesen Schritt mit mangelnden Fähigkeiten der Schulabgänger: Ihre Ansprüche und die Sprachkenntnisse der AbiturientInnen klafften zu weit auseinander, so die Fachbereiche.

Deutlich mehr als bisher verlangen dabei die Romanisten an der Uni Bremen zukünftig von ihren Erstsemestern. Im Zuge der laufenden Umstellung der tradierten Magister-Studiengänge auf das zweistufige Modell mit Bachelor- und Masterabschlüssen werden die bisherigen Diagnose- durch verschärfte Einstufungstests ersetzt. Wer Spanisch oder Französisch studieren will, muss zukünftig nachweisen, dass seine Kenntnisse mindestens dem Niveau eines gymnasialen Leistungskurses entsprechen. Wer in der Oberstufe nur einen Grundkurs belegt hat, kann sich künftig nicht mehr fürs Studium einschreiben.

Gleichzeitig müssen die AbiturientInnen in die eigene Tasche greifen, wenn sie sich auf die Eingangsprüfung vorbereiten wollen. Die bisher von der Universität finanzierten Vorbereitungskurse entfallen – „aus Kostengründen“, wie José Diaz de Leon sagt, an der Universität Bremen zuständig für die Einstufungstests im Bereich Spanisch. Schon ein zehnwöchiger Spanisch-Kurs am Institut Cervantes kostet mehr als 100 Euro.

Durch die neuen Studienabschlüsse sei man gezwungen, den Schulabgängern bessere Sprachkenntnisse abzuverlangen, sagt Leon. Schließlich sollten die Jung-Akademiker mit dem Bachelor oder Master in der Tasche schneller ins Berufsleben einsteigen als heute üblich.

Die Anglisten haben sich bereits vor einem knappen Jahr dafür entschieden, von allen potenziellen Erstsemestern einen kostenpflichtig zu erwerbenden Sprachtest privater Anbieter zu verlangen. Anstatt eigene Einstufungsverfahren zu entwickeln, setzt man hier auf international anerkannte Verfahren wie den TOEFL-Test (Test of English as a Foreign Language). Wer ihn ablegen will, muss dafür jedoch nach Berlin, Hamburg oder Hannover fahren – und 150 Euro berappen.

Praktiker wie der Englischlehrer Gerd Wiesner aus dem Schulzentrum Bördestaße in Bremen-Lesum finden die Klage ob der schlechten Sprachkenntnisse durchaus „verständlich und berechtigt“. Viele SchülerInnen brächten nur „dürftige Kenntnisse“ aus der Schule mit. Es fehle am Vokabular ebenso wie an der Grammatik. „Und es wird zunehmend schlimmer“, so Wiesner, der seit 1972 in Bremen unterrichtet.

Nur in der Bildungsbehörde weist man solche Vorwürfe aus Schule und Hochschule weit von sich. „Das ist reine Stammtisch-Empirie“, so Thomas Bethge, im Bildungsressort zuständig für die gymnasialen Bildungsgänge. Es gebe keinerlei Daten, die belegten, dass die Englischkenntnisse der Bremer SchülerInnen mangelhaft seien. Gebe es dennoch Defizite, so Bethge, falle die Verantwortung den einzelnen LehrerInnen zu. Jan Zier