Stiftung sieht sich als Finanz-TÜV

VERBRAUCHER Stiftung Warentest kritisiert hohe Dispozinsen für Verbraucher

BERLIN taz | Wem schenkt man beim Geld noch Vertrauen? Zuletzt forderten Politiker eine unabhängige Überprüfung von Geldanlagen – den „Finanz-TÜV“. „Einen solchen TÜV gibt es bereits“, sagte Werner Brinkmann von der Stiftung Warentest am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die Stiftung prüft rund 8.000 Fonds im Monat und bewertet andere Finanzangebote. In der aktuellen Ausgabe von Finanztest kritisieren die Tester die hohen Zinsen für Verbraucher. Obwohl sich die Banken wegen des sinkenden Leitzinses immer billiger Geld leihen könnten, hätten sich die Zinsen auf Dispokredite kaum bewegt.

In der Krisenwahrnehmung sei die Stiftung vorneweg gewesen, so Brinkmann: „Vor der Kaupthing-Bank haben wir bereits im Mai des vorigen Jahres gewarnt.“ Gerade jetzt sei unabhängige Information bei den Verbrauchern sehr gefragt, sagte Brinkmann. Ein Buch der Stiftung über sichere Anlagen in der Krise war schnell ausverkauft und musste nachgedruckt werden. Auch die Abonnentenzahl der Zeitschrift Finanztest stieg 2008 um 1.000 auf 208.000.

Am Kiosk jedoch kauften das Heft durchschnittlich gut 7.000 Menschen weniger. Die Zeitschrift Warentest verlor wie bereits in den Jahren zuvor sowohl Einzelkäufer als auch Abonnenten. Da der Verkauf beider Zeitschriften 70 Prozent der Stiftungseinnahmen ausmacht, sorgte das dafür, dass der Jahresgewinn 2008 mit 175.000 Euro deutlich unter dem Vorjahresgewinn von 1,6 Millionen lag. Vom Bundesverbraucherministerium erhält die Stiftung jährlich 6 Millionen Euro. Bis 2006 waren es noch 6,5 Millionen.

RANIAH SALLOUM