„Ich glaube nicht an Telepathie“

Auch Tierärzte sprechen mit ihren Patienten, um sie zu beruhigen oder ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, eine direkte Form der Kommunikation schließt Ingo Nolte, Leiter der Klinik für kleine Haustiere in Hannover, aber aus

taz: Wie kommunizieren Sie mit Ihren Tieren?

Ingo Nolte: Ich habe zu Hause drei Katzen und einen Hund, die ich anspreche oder streichle. Auch Tierpatienten, die zu mir kommen, spreche ich an und versuche damit, ihr Vertrauen und ihre Aufmerksamkeit zu erreichen.

Halten Sie es für möglich, mit ihnen auch per Telepathie in Kontakt zu treten?

Nein. Es gibt sicher Dinge zwischen Himmel und Erde, die für uns heute nicht nachvollziehbar sind. Ich glaube aber grundsätzlich nicht an Telepathie. Es gibt auch keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür.

Auf einer anderen Ebene ist Kommunikation zwischen Mensch und Tier aber doch sehr wohl möglich.

Aber sicher. Kleintiere im Haushalt oder sogar landwirtschaftliche Nutztiere zeigen durchaus ein Verständnis, wenn man mit ihnen spricht.

Was ist das für ein Verständnis?

Das ist ein Verhalten, das sich ausprägt, wenn der Mensch sich um das Tier bemüht, andererseits spielt aber auch die Individualität des Tieres eine Rolle, die bestimmt, wie es auf Signale des Menschen reagiert.

Auf was für einer Ebene läuft diese Kommunikation ab?

Dabei geht es vor allem um Wiederholungen. Tiere entwickeln eine Antenne für Dinge, die sich im Laufe des Tages wiederholen.

Zum Beispiel die pawlowschen Hunde…

… ja, da ist es ganz eindeutig. Allerdings funktioniert diese „Kommunikation“ hier nur mit dem einfachsten Sinn, nämlich dem Hunger. Papageien haben auch kein Sprachverständnis, sie „sprechen“ nur durch die Reproduktion von Lauten. Ähnlich können Pferde nur durch Training bis zehn „zählen“.

Stimmt es wenigstens, dass Tiere untereinander kommunizieren können?

Sehr intensiv sogar. Über Pheromone, also Duftstoffe, die Signale übermitteln. Auch über Lautäußerungen und über den Verhaltensausdruck, also die Mimik, das Sich-Aufrichten oder das Schwanzwedeln. So können sie sogar Emotionen äußern. Menschen, die sich viel mit Tieren beschäftigen, lernen, die Bedeutung solcher Dinge zu erkennen. Zum Beispiel, dass sich der Hund freut, wenn das Herrchen nach Hause kommt.

Interview: Kai Schöneberg