Uni-Präsident verfrühstückt

Das neue Fakultätengesetz baut die universitäre Selbstverwaltung weiter ab. Während die Dekane an Macht gewinnen, bangen die Studierenden um ihre Mitwirkungsrechte

Den Hamburger Hochschulen stehen massive Veränderungen ins Haus: Spätestens im Februar soll die Bürgerschaft ein Gesetz verabschieden, das die Macht in den Lehrstätten stark umverteilt. Mit der Regelung will der CDU-Senat die Fachbereiche in wenigen Großeinheiten bündeln. Der AStA der Universität lehnt die Fakultätengründung ab, weil damit „die studentische Mitbestimmung abgeschafft wird“, so Vorstand Stefan Kühn. Künftig sollen die Disziplinen ohne eigene Studierendenvertretungen auskommen. Dass diese Fachschaften „enorm reduziert werden“, missfällt auch der Uni-Leitung: „Am Fach ist die Heimat der Studierenden“, so Vizechef Holger Fischer. Das Präsidium verlange darum Korrekturen am Gesetz.

Zum 1. April muss die Uni ihre 18 Fachbereiche auflösen und in sechs Fakultäten zusammenfassen. Mit der Bündelung reduziert der Gesetzgeber die universitäre Selbstverwaltung nach Abschaffung des Großen Senats weiter. Dezentrale Gremien wie Fachbereichs- und Institutsräte fallen weg. Die nach AStA-Schätzung 60 studentischen Fachschaften werden gemäß der Zahl der Fakultäten auf sechs reduziert. Übrig bleiben zudem pro Großeinheit ein Fakultätsrat, in dem die Professoren die Mehrheit haben, und das Dekanat.

„Ein Fachschaftsrat pro Fakultät ist viel zu wenig“, warnt AStA-Vorstand Kühn. Denn die künftig gebündelten Fächer unterschieden sich zu stark. „Krassestes Beispiel“ sei die Fakultät Bildungswissenschaften aus Pädagogik, Psychologie und Sportwissenschaft: „Die kennen untereinander gar nicht die studienspezifischen Probleme“, so Kühn.

Auch das Uni-Präsidium „hält es für wichtig, dass sich die Studierenden auf Fachebene organisieren können“, mahnt Vizechef Fischer „Änderungen am Gesetz“ an.

Generell sei die neue Hierarchie aber zu begrüßen, weil sie „gemäß der Personalstruktur die Professoren stärkt“. Genau das macht dem AStA Sorge. Mit den Fachbereichen fielen auch die Ausschüsse weg, die unter studentischer Beteiligung Vorlagen etwa für Studienordnungen erarbeiteten. „Bisher wanderten Beschlüsse von unten nach oben“, so Kühn, „nun wird das diktatorisch geregelt.“

Ein weiteres Beispiel dafür sei die Machtfülle, die das Gesetz für die sechs Fakultätsdekane vorsehe. „Da wird top down regiert“, warnt auch Bela Rogalla vom AStA der benachbarten HWP, die zeitgleich zur Fakultätengründung mit der Uni fusioniert und ihre sämlichen Selbstverwaltungsgremien verliert. Den Dekanaten sollen exekutive und planerische Aufgaben obliegen, zudem herrschen sie über das Budget und verteilen die Stellen. Durch solche Potenz werde die Uni-Leitung selbst aber geschwächt, analysiert Politologe Michael Greven die neue Struktur: „Was bleibt, ist ein Frühstückspräsidium.“ EVA WEIKERT