BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER
Bruce Willis war auch schon da

Jan Feddersens Gastrokritik: Küche nach Art italienischer Muttis verspricht das populäre Petrocelli in Schöneberg. Zumindest die Pizze sind köstlich

Als Auftakt waren die Crostine „É Napul“ gewählt worden, Brotscheiben, im Ofen überbacken mit Mozzarella und Sardellen. Nun wollten wir diese Speise, in anderen italienisch kochenden Häusern gern lockend-gratis gereicht, ohne die salzigen Fischlein. Und bekamen sie dennoch, allen 4,50 Euro für die Kleinigkeit zum Trotz, mit Sardellen.

Mit dem Lächeln eines Mannes, der um die Popularität seiner Gaststätte weiß, sagte der Kellner, nun ja, man verstehe gewiss, es sei gerade viel los.

Das war tatsächlich kaum zu übersehen: Die Tische im Petrocelli, eher an eine Mensa gemahnend als an einen Italiener der gehobeneren Preisklasse, waren prall besetzt. Das Petrocelli wirbt halt nicht umsonst – auf Fotografien an der der offenen Küche gegenüber liegenden Längsseite – mit Berlinale-Gästen, mit Bruce Willis und anderen Menschen, die aus einer simplen Pizzerie erst eine Stätte des Muss macht.

Obendrein wirbt man damit, es werde gekocht wie bei Muttern: Das besteht die Prüfung schon deshalb, weil keine Mutter der Welt, auch keine aus Italien, immer perfekt köcheln und brutzeln kann: Die Kalbsmedaillons mit Parmaschinken und Salbeibutter samt Brokkoli als vegetabile Zugabe schmeckten mehr als tolerabel doch sehr musig und salzig, um nicht zu sagen – wie aus der Mikrowelle. Immerhin stimmten die Schneckennudeln („Lumaconi“) wieder gnädiger, die Zucchini in Sahnesoße, zwar nicht eben ein Zeichen napolitanischer Finesse, mundeten rund und fein: Die grundsätzlich ja roh sehr faden Zucchini kamen zu einer gewisse Süße auf den Punkt. Die hausgemachte Tomatencremesuppe „Crema di pomodoro“ hingegen wies eine Sämigkeit auf, die ungut an deutsche Mehltunken erinnert.

Aber man muss freundlich sein, denn die Pizzen entsprechen schönsten Fantasien. Egal womit die Teigfladen auch immer belegt waren – acht Testesser kamen zu einem einmütigen Urteil –, es war köstlich, am stärksten vielleicht die Pizza Flavia, die sich durch Ricottokäse und Rucola auszeichnet. Die Desserts? Unspektakulär, aber schön lecker. Bestellen Sie sich „Dessert misto“: 13 Euro für zwei Personen, enthält es auch Tartufo, Tiramisú und Panna Cotta – Kinder bestellen diesen Teller Kunterbunt ausgesprochen oft.

Die Preise? Bruce Willis kann sie bezahlen. Andere Celebrities gewiss auch. Wohl auch alle Menschen, die dort, im besseren Schöneberg, leben. Man spricht dem Wein zu und viel Wasser – Leitungswasser wird auch gereicht, am besten aber fährt man, wenn man gleich die 1,5-Liter-Plastikflasche bestellt. Ansonsten: Es gibt italienisch inspirierte Gasthäuser, die weniger Geld nehmen – und geschmacklich doch Überraschenderes zu präsentieren wissen.

PETROCELLI: Motzstr. 68/Ecke Ansbacher Straße, 10777 Berlin, (0 30) 2 18 81 99, Mo.–Sa. 12–24 Uhr, So. Ruhetag. Hauptgerichte 11–15, Getränke: nach Beratung; Biere: die üblichen