Harmonie ohne Trauschein

Auch ohne die auf Eis liegende Länderehe wollen sich Berlin und Brandenburg keine Konkurrenz mehr machen – zumindest nicht bei der Ansiedelung von Unternehmen in der „Hauptstadtregion“

von RICHARD ROTHER

Manchmal sagt ein Wort zu wenig viel aus: „Hauptstadtregion Berlin“ rutschte es gestern Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) heraus, als er von dem neuen internationalen Auftritt der Region sprach. Sein Brandenburger Kollege Ulrich Junghanns (CDU) hingegen benutzte beharrlich die Formulierung „Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ – und traf damit den Kern.

Künftig nämlich wollen sich beide Bundesländer keine Konkurrenz mehr machen, wenn es um die Ansiedelung von Unternehmen geht – trotz der auf Eis gelegten Länderfusion. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde gestern unterzeichnet. Die Wirtschaftsfördergesellschaften beider Länder werden in diesem Jahr ihre Akquisitions- und Marketingaktivitäten eng miteinander verzahnen. Im Internet und auf Messen sollen beide Länder – mit ihren spezifischen Vorteilen – dargestellt werden. Letztlich sollen sich die interessierten Unternehmen entscheiden, ob sie sich in Berlin, im Speckgürtel oder auf dem flachen Land ansiedeln wollen. Der rund 60.000 Euro teure Ausbau der gemeinsamen Internetplattform soll im Sommer dieses Jahres abgeschlossen sein.

Das Projekt sei ein „wichtiger Meilenstein“ bei der Kooperation beider Länder, sagte Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). Zugleich solle nach der Absage des bisherigen Fusionszeitplans und der damit verbundenen Gefahr wachsender Rivalitäten „ein Zeichen“ gesetzt werden. Die Wirtschaft gehe bei der Kooperation voran. „Gemeinsam kann unsere Region gewinnen. Bei einem ruinösen Wettbewerb um Fördersätze und Ansiedelungen würde sie dagegen verlieren.“

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) bezeichnete die Initiative als „neue Stufe der Zusammenarbeit der Wirtschaftsfördergesellschaften beider Länder“. Er verspricht sich davon, dass die wirtschaftlichen Potenziale der Region im harten internationalen Standortwettbewerb noch besser genutzt werden können. „Nur als Hauptstadtregion können wir uns im weltweiten Standortwettbewerb erfolgreich behaupten.“ Klar sei aber auch, dass Berlin das Tor nach Brandenburg sei. Berlin und Brandenburg würden von außen als gemeinsamer Wirtschaftsraum wahrgenommen – „als Deutschlands Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“. Das lange Wort muss sich jetzt nur noch der Berliner Wirtschaftssenator einprägen.