Gläserne Vorstandsmitglieder ab 2006

Pflicht zur Veröffentlichung von Managergehältern geplant. Handelskonzern Metro AG legt schon mal vor

BERLIN taz ■ Den Chefs der Metro AG kann es egal sein. Der Handelsriese kündigte gestern an, dass auch er bald verraten will, wie viel jeder Vorstand im vergangenen Jahr verdient hat. Die börsennotierten Aktiengesellschaften mit Sitz in Deutschland, die sich aber weiterhin zieren, geraten nun weiter unter Druck. Denn die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen haben angekündigt, in den kommenden Wochen einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Unternehmen zur Offenlegung verpflichtet.

Eigentlich sollten die Firmen dies schon längst tun – zumindest sieht das der so genannte Corporate Gouvernance Codex vor, ein Regelwerk für Vorstände und Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen. So sollen die Aktionäre die Möglichkeit haben, die Leistung der Spitzenmanager auch an ihrem Gehalt zu messen. Der Codex hat aber keine Rechtsverbindlichkeit, so dass sich eine Vielzahl von Unternehmen weiterhin weigern können, die Gehälter der Chefs einzeln zu veröffentlichen. Zu ihnen zählen unter anderem Daimler Chrysler, BMW und die Münchener Rück. Die Unternehmen argumentieren mit der Privatsphäre der Manager. Oder sie belassen es bei der Summe, die alle Vorstände gemeinsam verdient haben, da es sich um ein kollektives Führungsgremium handele.

Doch zumindest in der ersten Reihe der deutschen AGs geraten die Verweigerer in die Defensive. Bereits im vergangenen Jahr haben 9 der 30 im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Firmen die Vorstandsgehälter einzeln ausgewiesen, 6 weitere haben das für das laufende Jahr angekündigt. Möglicherweise haben sie sich aber auch von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) beeindrucken lassen. Diese hatte nämlich ein Gesetz zur Veröffentlichung der Vorstandsgehälter angedroht, wollte sich aber die Entwicklung bis zum Sommer 2005 ansehen und dann entscheiden. Dies sei die Position der Ministerin, bestätigte gestern ein Sprecher.

Nun kommen die Bundestagsfraktionen von Rot-Grün Brigitte Zypries zuvor, obwohl der aktuelle Trend weiteren Druck eigentlich nicht nötig macht. Doch die Grünen wollen der Union im bevorstehenden Bundestagswahlkampf das Thema nicht überlassen. Denn auch der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber hatte mehrfach eine entsprechende Gesetzesinitiative angekündigt. STEPHAN KOSCH