Dreckschleuder Baumaschine

DIESELRUSS Hamburg soll nach dem Vorbild Hannover eine Umweltzone und mit Bremen gemeinsam ökologische Hafengebühren einführen, fordern Umweltverbände

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Den Titel „Europäische Umwelthauptstadt 2011“ müsse Hamburg sich erst noch verdienen, finden mehrere deutsche Umweltverbände. Deshalb haben sie in der Hansestadt eine Kampagne gegen Dieselruß gestartet. Denn die Ende Februar von der EU verliehene Auszeichnung gab es in erster Linie für die klimapolitischen Ziele des schwarz-grünen Senats. Diese müssten aber auch konsequent umgesetzt werden, fordert Alexander Porschke, 2. Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) in Hamburg. Dieser ist zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Träger der Aktion.

Dieselruß ist nicht nur seit langem als gesundheitsschädlich bekannt, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegten, dass er „auch ein Klimakiller ersten Ranges ist“, sagt Axel Friedrich, ehemaliger Verkehrsdirektor im Umweltbundesamt (UBA): „Ein Gramm Dieselruß ist so schädlich wie 4.000 Gramm Kohlendioxid.“ Darum sei der erste notwendige Schritt die Nachrüstung aller Dieselmotoren mit Rußfiltern – „und das nicht nur für PKW und LKW, sondern auch für Lokomotiven, Baumaschinen und Schiffsmotoren“.

Nach UBA-Berechnungen würde in Städten fast ein Drittel der Rußemissionen von Baumaschinen stammen, in Hamburg, das sich mit Europas größter Baustelle, der Hafencity, rühmt, dürfte dieser Anteil noch höher liegen.

Erforderlich sei es zudem, ökologische Hafengebühren zu erheben und obligatorische Landstromanschlüsse für Schiffe an den Liegeplätzen einzuführen, fordert Porschke: „Klimapolitische Rücksichtslosigkeit darf sich nicht länger lohnen.“ Dafür wolle der Nabu auch an Bremen herantreten, um Wettbewerbsverzerrungen zwischen den beiden großen Häfen zu vermeiden: „An der Weser regiert ja Rot-Grün, die werden doch wohl mindestens so umweltbewusst sein wie Schwarz-Grün in Hamburg“, glaubt Porschke, der von 1997 bis 2001 grüner Umweltsenator in Hamburg war.

Die Verbände forderten auch eine Umweltzone für die Hansestadt nach dem Vorbild von Hannover oder Berlin. Deren Einrichtung zum nächsten Jahr wird zurzeit von Gutachtern im Auftrag der Umweltbehörde geprüft. Manfred Braasch vom BUND ist das alles zu zögerlich: „Das lässt sich rascher umsetzten“, findet er, denn eindeutige Ergebnisse lägen vor. So hat Berlin nach einem Jahr Umweltzone den Ausstoß von Dieselruß um 24 Prozent und den von Stickoxiden um 14 Prozent gesenkt. „Mir ist nicht klar“, sagt Braasch, „worauf Hamburg noch wartet.“