IndustrieKultur
: Goldenes Kalb

Viel Geld wird bewegt, um die Region überregional bekannt zu machen. Das werbewirksame Label dafür heißt IndustrieKultur. Seit Karl Ganser mit seiner Internationalen Bauausstellung im letzten Jahrzehnt das Überleben der Kohle- und Stahlgerippe durch besondere Kulturveranstaltungen sicherte, das Land NRW mit der RuhrTriennale dafür ein ganzes Festival stiftete, scheint der Begriff zum Allheilmittel geworden. Nur mit Industriekultur gelingt der Strukturwandel, ohne Industriekultur gibt es keinen Ruhrtourismus, Geld trotz knapper Kassen – nur für Industriekultur. Um dieses goldene Kalb müssen alle tanzen – und es macht wohl Spaß, sich im Glanz der Events zu sonnen.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Wie erfrischend ist es da, wenn der Direktor eines Industriemuseums sich noch Gedanken um die Sorgen der Menschen macht. Der seine eingelagerten Quellen im ehemaligen Stahlwerk dazu benutzen will, sich Gedanken um die Zukunft zu machen. Es gibt viel zu lernen aus historischen Vorbildern und langweilig ist das auch nicht. Arbeitskampf, Arbeitslosigkeit, Strukturwandel gibt es hier schon länger, sie sind Teil dieser Region. Und sie sind wichtiger als illuminierte Schornsteine, teure Shows auf Hochöfen oder der siebzehnte Tenor auf der Abraumhalde. Den sowieso leer stehenden Gasometer einmal den heimischen Kulturschaffenden zur Verfügung zu stellen, ein solches Ansinnen erzeugt bei den Machern des neuen Ruhrgebiets nur Kopfschütteln. Denn da sollen nur Events rein. Wieso eigentlich?