Kernige Forderungen
: Handelskammer mit Atomantrieb

Mehr Atomstrom und weniger erneuerbare Energien – das sind die Kernforderungen eines Papiers, das die Hamburger Handelskammer gestern veröffentlichte. In neun Punkten skizziert sie darin ihre Vorstellungen einer „planbaren und ökologisch ausgewogenen“ Stromerzeugung „zu wettbewerbsfähigen Preisen“. Zu diesem Zwecke sei einerseits die „Belastung“ durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz des Bundes „sukzessive zu reduzieren“, das Gesetz selbst „2012 abzuschaffen“. Zum anderen, so die Kammer, müsse „die Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke verlängert“ werden. Nach dem Atomkonsens zwischen Industrie und Bundesregierung werden die norddeutschen AKWs Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf zwischen 2008 und 2018 abgeschaltet, der Reaktor Stade wurde bereits im November 2003 stillgelegt. Zudem sollte die Erforschung der Kernfusion verstärkt und neue Kraftwerke gebaut werden. „Aus Sorge um den Wirtschaftsstandort“ schickte die Kammer ihr Papier auch an Hamburger Politiker.

„Antiquiert und kontraproduktiv“ sei die Kammer, kritisiert Manfred Braasch, Landeschef des Bund für Umwelt und Naturschutz. Die Kammer sollte lieber „innovativ“ denken und „nicht die Forderungen von vorgestern predigen“. Auch GAL-Umweltpolitiker Christian Maaß hält das Papier für „rückwärts gewandt“. Statt weitere Euro-Milliarden in AKWs und Kernfusion „zu versenken“, sollten Umwelt, Mittelstand und Arbeitsplätze gestärkt werden durch Investitionen in Wind- und Solarenergie, so Braasch und Maaß übereinstimmend. Die Förderung von Kraft-Wärme-Koppelung und Wärmesanierung in Altbauten mahnt zudem SPD-Umweltexpertin Monika Schaal an. „Energiesparen und Ressourcenschonung“ sei angesagt, so Schaal, nicht „ein Comeback der Atomlobby“. SMV