Spendenkontrolle per Internet

Vereinte Nationen wollen Online-System über Verwendung von Hilfsgeldern. Mehr Transparenz soll erreicht werden. UNO-Koordinator will verbindliche Zusagen über Bereitstellung der Mittel

GENF taz ■ Die UNO will ein Internet-gestütztes System etablieren zur verlässlichen, zeitnahen Kontrolle des Eingangs und der Verwendung von Hilfsgeldern. Damit sollen die Effektivität und Transparenz humanitärer Operationen deutlich gestärkt und finanzielle Unregelmäßigkeiten wie bei der Durchführung des Programms „Öl für Nahrungsmittel“ im Irak verhindert werden. Das kündigte der Koordinator für humanitäre Hilfe der UNO, Jan Egeland, an aus Anlass der gestrigen Genfer Geberkonferenz für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien.

Von der Konferenz, deren Ergebnisse bis Redaktionsschluss noch nicht vorlagen, erwartete Egeland verbindliche, klar terminierte Verpflichtungserklärungen für die Bereitstellung versprochener Gelder. Seit der Flutkatastrophe vom 26. Dezember hatten die Regierungen von 35 Staaten, die EU sowie die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank Hilfsgelder in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar versprochen. Davon waren bis gestern erst 300 Millionen Dollar bei der UNO eingetroffen. Bis Ende Januar benötigt diese mindestes 977 Millionen Dollar für die Soforthilfe der nächsten fünf Monate.

Laut Egeland soll das geplante Kontrollsystem per Internet es möglich machen, „festzustellen, wo Geld herkommt, wie viel Geld gegeben wird, welche Gelder wo ausgegeben werden, und welche Hilfsorganisation welche Aktivität mit dem Geld betreibt“. Zum einen könne auf diese Weise die UNO den Eingang versprochener Hilfsgelder ständig überprüfen und säumige Zahler im Internet veröffentlichen. „Wir werden das im Internet veröffentlichen, denn zwischen Versprechungen und tatsächlich erfolgten Zahlungen liegt ein großer Unterschied“, kündigte Egeland an. Auf der anderen Seite sollen nicht nur die Regierungen von Geberländern, sondern auch private Spender tagesaktuell nachverfolgen können, was mit ihren der UNO zur Verfügung gestellten Geldern passiert.

Außerdem appellierte Egeland an die Regierungen, Hilfsmaßnahmen für „vergessene“ Katastrophen in anderen Weltregionen nicht wegen der Hilfe für die Opfer der Flut zu vernachlässigen. Im vergangenen Jahr waren nur 50 Prozent der versprochenen Hilfszusagen für die 17 wichtigsten Katastrophengebiete tatsächlich gezahlt worden.

Künftig, so Egeland, könne dann jeder private Spender „ genau beobachten, welche Spendengelder zu Gunsten welcher Hiflsprogramme in welchem Land verwendet werden“. Zur Entwicklung des Kontrollsystems hat Egeland die kostenlose Unterstützung von Pricewaterhouse Coopers, einer der größten internationalen Finanzprüfungsfirmen, gewonnen.

ANDREAS ZUMACH

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