neoexpressionismus
: Ein neuer Politikstil

Ministerpräsident Peer Steinbrück ist vorsichtig geworden – und die politische Vernunft freut sich. Denn natürlich ist es für jeden Umweltbewussten, jeden Verkehrskritiker ein Festtag, wenn Investitionen in den Bahnverkehr, in das Schienenpendeln zwischen Dortmund und Düsseldorf, zwischen Westfalen und Rheinland beschlossen werden. Die Freude wiegt sogar doppelt: Denn der zurückhaltende Optimismus mit dem Steinbrück die 250 Millionen für den Rhein-Ruhr-Express kommentiert, zeugt von Lernfähigkeit und neuem Denken bei den Sozialdemokraten.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Es war vor allem die sozialdemokratische, nein, Clementsche Vollmundigkeit, das nassforsche, oft blind gehorsame Eintreten für den Metrorapid, die eine Mehrheit zu Gegnern des Magnetzuges durchs Ruhrgebiet machte. Auch Steinbrück selbst ließ sich vor zwei Jahren in China vom Schanghai-Virus, den Primat der heimischen Technologieförderung anstecken – mit aller Macht wollte er das nur auf langen Strecken sinnvolle, viel zu teure, kaum umsetzbare Magnetding aufstelzen. Fast hätte er seine rot-grüne Landeskoalition daran zerbrechen lassen.

Nun ist der Aktionismus einer neuen Nüchternheit gewichen. Erst einmal werden Knotenpunkte aufgerüstet, am Engpass zwischen Duisburg und Düsseldorf gearbeitet. Und diese Maßnahmen machen auch ohne die Schnellzug-Vision Sinn. Statt verfrüht eine rasende Fertigstellung zu behaupten, bleibt der MP erfreulich vage. Vernünftig.